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Zytostatika-Affäre
Sanofi schaltet sich ein
Die Affäre um von einigen deutschen Apotheken importierte und falsch abgerechnete Zytostatika zieht weitere Kreise. Wie jetzt bekannt wurde, hat sich auch der Pharmakonzern Sanofi-Aventis an die Staatsanwaltschaft gewandt.
Das Radioprogramm NDR Info wendet sich dem Fall, in dem die Staatsanwaltschaft bereits seit einigen Jahren ermittelt, derzeit mit besonderer Aufmerksamkeit zu. Der Leiter der Rechtsabteilung von Sanofi-Aventis, Kurt Arnold, sagte NDR Info: „Wir haben Kenntnisse über Unregelmäßigkeiten in diesem Bereich, vor diesem Hintergrund die Staatsanwaltschaft Mannheim informiert und dort Anzeige erstattet". Dabei gehe es um Präparate des Konzerns aus dem Ausland, die nach Deutschland importiert worden sind. „Das ist das Glück für die Patienten. Wir kennen Fälle, da handelte es sich um Medikamenten-Fälschungen. Davon sind wir nicht betroffen“, so Arnold weiter. Eine Sprecherin des Konzerns erklärte gegenüber DAZ.online jedoch, dass keine Anzeige gegen ein anderes Pharmaunternehmen erstattet worden sei, wie verschiedentlich berichtet.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim erklärte bei NDR Info, dass die Behörde auf diese Anzeige hin gegen „Verantwortliche einer anderen Pharmafirma“ ermittle. Es bestehe der Verdacht einer Marken- und Patentrechtsverletzung, sagte eine Sprecherin: „Den Beschuldigten wird vorgeworfen, ausländische Arzneimittel mit einem in Deutschland geschützten Wirkstoff geliefert und hier vertrieben zu haben.
Auch der Bremer Arzneimittelexperte Gerd Glaeske kommentierte den Fall bei NDR Info. Durch die Anzeige bekomme der Skandal eine neue Qualität: „Mit solchen Betrügereien will kein Pharma-Unternehmen in Verbindung gebracht werden. Deshalb zieht Sanofi-Aventis Grenzen, um deutlich zu machen, dass ein Präparat nicht durch den eigenen Vertrieb auf den Markt gekommen ist“.
In der Affäre sind gegen rund 70 Apotheker Ermittlungen eingeleitet worden, gegen einige wurde bereits Anklage erhoben. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - ABDA - und der Verband der Zytostatika herstellenden Apotheken (VZA) haben sich für eine vorbehaltlose Aufklärung der Vorwürfe ausgesprochen.
Berlin - 22.04.2010, 10:30 Uhr