Rheuma

Zigaretten fördern Entzündungen

Berlin - 31.05.2010, 10:08 Uhr


Rauchen schadet nicht nur der Lunge, sondern auch dem Immunsystem und den Gelenken: Inhaltsstoffe des Tabaks begünstigen die Produktion entzündungsfördernder Antikörper und verschlechtern die Blutversorgung zum Gelenkknorpel.

Die Folge: Patienten haben mehr Schmerzen und brauchen mehr Medikamente. Wissenschaftler diskutieren zudem, ob Rauchen eine rheumatoide Arthritis, die häufigste rheumatische Gelenkerkrankung, auslösen kann. Auf jeden Fall mindert Rauchen die Chancen auf einen milden und kontrollierbaren Krankheitsverlauf, denn es beeinflusst das Immungeschehen. Bei entzündlichem Rheuma bildet das Immunsystem Antikörper, die eine Zerstörung von körpereigenem Knorpelgewebe auslösen und verstärken können. Rauchende Rheumapatienten haben deutlich mehr von diesen so genannten Auto-Antikörpern im Blut. Studien aus Schweden zeigen, dass diese Patienten bis zu 30 Prozent höhere CCP-Werte haben, das sind Antikörper, die sich gegen häufig vorkommende Eiweißbestandteile in der Gelenkflüssigkeit richten. Rauchen befördert so die Entzündung; Schmerzen und Funktionseinschränken können folgen. Außerdem verengt Rauchen die Blutgefäße und vermindert die Blutversorgung bereits entzündeter Gelenkareale. Reparaturvorgänge können kaum in Gang kommen.

Inwieweit Rauchen das Risiko für eine rheumatoide Arthritis erhöht (RA), konnten Forscher bislang nicht eindeutig klären. Empirisch zeigt sich, dass Rheumapatienten häufiger rauchen als die Normalbevölkerung. In einer Studie am Berliner Rheuma-Forschungszentrum rauchten 70 Prozent der männlichen RA-Patienten unter 50 Jahren. In der Bevölkerung sind es 40 Prozent. Das lässt jedoch nicht den Schluss zu, dass Rauchen zu Rheuma führt. Diskutiert wird vielmehr ein kompliziertes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen. Tabakkonsum wirkt sich bei erblicher Vorbelastung besonders negativ aus. Ein weiterer Grund: CCP-Antikörper sind bis zu zehn Jahre vor den ersten Symptomen im Blut nachweisbar. Rauchen erhöht deren Menge und kann so den Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis begünstigen.

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), 27. Mai 2010, anlässlich des Welt-Nichtrauchertags am 31. Mai.


Dr. Bettina Hellwig