Kaffeekonsum

Wer viel Kaffee trinkt, ist auch nicht wacher

08.06.2010, 07:00 Uhr


Wer täglich Kaffee trinkt, wirkt damit zwar Entzugserscheinungen entgegen, die beim Ausbleiben des Genussmittels auftreten würden, der erhoffte Coffein-Kick stellt sich allerdings nicht ein.

Die Tasse Kaffee nach dem Aufstehen gehört für viele Menschen zur täglichen Morgenroutine. Ohne das Heißgetränk werden sie nicht munter, denken sie - liegen damit allerdings wohl leider daneben. Denn regelmäßiger Kaffeekonsum führt nach Aussage von deutschen und britischen Wissenschaftlern zur Entwicklung einer Toleranz gegenüber Coffein, die dessen stimulierende Eigenschaften konterkariert. Die Forscher um Peter Rogers, Universität Bristol, baten 379 freiwillige Probanden, 16 Stunden lang auf den Genuss von Coffein zu verzichten. Die Hälfte der Studienteilnehmer zählte zur Gruppe der Coffein-Abstinenzler bzw. trank nur geringe Mengen (Kaffee oder Tee), die andere Hälfte konsumierte für gewöhnlich täglich mehrere Tassen coffeinhaltigen Kaffee. Nach dem 16-stündigen Coffeinentzug erhielten die Probanden entweder eine Coffeintablette oder ein Placebo und sollten dann ihren Zustand hinsichtlich Nervosität, Wachheit und Kopfschmerzen beurteilten.

Ergebnis: Der Grad der Wachheit war in keiner Gruppe höher als der der geringen Coffeinkonsumenten. "Der Coffeinschub bringt regelmäßige Konsumenten also nur wieder auf das Normalniveau zurück", kommentiert Rogers den Befund. Obwohl regelmäßige Kaffeetrinker sich durch Coffein fitter fühlten, zeigten die Ergebnisse, dass es sich dabei lediglich um eine Aufhebung des umgekehrten Effekts handele, d. h. eine Normalisierung von Ermüdungserscheinungen, die durch Coffeinentzug, etwa über die Nacht hinweg, auftreten. Diesen Entzug spürten die starken Kaffeetrinker in der Studie denn auch deutlich, wenn sie statt der Coffeintablette Placebo erhalten hatten. Sie klagten vermehrt über Kopfschmerzen und fühlten sich weniger fit.

Quelle: Rogers, P. J. et al.: Neuropsychopharmacol., Online-Vorabpublikation, DOI:  10.1038/npp.2010.71


Dr. Beatrice Rall