Allergie

Was Landkinder vor Heuschnupfen schützt

Bochum - 23.07.2010, 07:00 Uhr


Bochumer Forscher haben im Stallstaub den Stoff entdeckt, der Landkinder möglicherweise vor Allergien und allergischem Asthma schützt: Arabinogalactan, ein pflanzliches Zuckermolekül

Das Molekül kommt in großen Mengen in Futterpflanzen wie dem Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) vor. Die Forscher konnten jetzt experimentell nachweisen, wie das Molekül auf Zellen des Immunsystems wirkt. Dazu untersuchten sie Stallstaub, der in den Stallungen von verschiedenen Bauernhöfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingesammelt worden war. Eine Analyse des Staubs ergab, dass er sich hauptsächlich aus pflanzlichen Bestandteilen zusammensetzt, darunter mehr als zehn Prozent Arabinogalactan, einem großen Zuckermolekül, das sich somit als verdächtig qualifizierte.

Die Forscher prüften, wie sich das Immunsystem von Mäusen gegenüber potentiellen Allergenen verhält, wenn Arabinogalactan-Moleküle anwesend sind. Dabei zeigte sich, dass die dendritischen Zellen, die den Immunzellen schädliche Eindringlinge präsentieren, so dass diese dagegen vorgehen, in Anwesenheit von Arabinogalactan ihr Verhalten ändern. Sie produzieren dann einen bestimmten Botenstoff, der die Immunreaktion dämpft.

Welche Rezeptoren der dendritischen Zellen für den Mechanismus verantwortlich sind, muss noch untersucht werden. Zuckerrezeptoren sind generell wichtig für die Erkennung von fremden Partikeln durch das Immunsystem. Die Abschwächung der Immunreaktion auf diesem Wege machen sich zum Beispiel manche Bakterien gezielt zunutze, um die Immunantwort des Wirts abzuschwächen. Durch Arabinogalactan wird aber nur die übersteigerte Wachsamkeit des Immunsystems verhindert – die Abwehr von Krankheitserregern funktioniert weiterhin normal.

Ob sich Arabinogalactan zur Prophylaxe oder auch zur Therapie von Allergien und allergischem Asthma einsetzen lässt, werden die Forscher jetzt untersuchen. Denkbar wäre eine Anwendung als Spray oder Nasentropfen, da die Substanz gut wasserlöslich ist.

Literatur: Peters, M., et al.: J. All. Clin. Immunol. 2010, Online-Vorabveröffentlichung DOI: 10.1016/j.jaci.2010.05.011


Dr. Bettina Hellwig