Krebstherapie

Spezielle Spenderlymphozyten-Infusion bei Leukämie

Paris - 26.07.2010, 12:06 Uhr


Die allogene Stammzelltransplantation bei Leukämien und malignen Lymphomen zählt zu den erfolgreichsten Krebstherapien. Sie wird möglicherweise weiter optimiert, indem die Patienten nach der Stammzelltransplantation eine Spenderlymphozyten-Infusion erhalten, aus der bestimmte regulative T-Lymphozyten entfernt worden sind. Eine kleine klinische Studie mit positivem Ergebnis wurde soeben publiziert.

Der Sinn der Spenderlymphozyten-Infusion (Donor Lymphocyte Infusion, DLI) besteht darin, die Transplantat-gegen-Tumor-Reaktion (Graft-versus-Tumor Reaction, GvT) zu verstärken. Sie wird bei Patienten, die nach einer Transplantation allogener hämatopoetischer Stammzellen einen Rückfall erleiden, teilweise mit Erfolg eingesetzt. Die Alloreaktivität und damit das Ausmaß der GvT hängen mit verschiedenen Faktoren zusammen. Aufgrund der im Tierversuch gewonnenen Hypothese, dass die regulatorischen T-Lymphozyten mit den Oberflächenproteinen CD4 und CD25 die Alloreaktivität herabsetzen, prüfte der Hämatologe Sébastien Maury in Créteil bei Paris die Wirksamkeit einer depletierten DLI (dDLI), die frei von diesen Zellen war, in einer kleinen klinischen Studie. Die Herstellung der dDLI erfolgte mithilfe von Eisenpartikeln, die gezielt an die CD4+CD25+-Zellen banden, worauf diese durch einen Magneten aus dem Substrat entfernt werden konnten.

Die in Créteil durchgeführte klinische Studie schloss 17 erwachsene Patienten mit Leukämie (außer chronisch-myeloischer Leukämie) ein, die bereits eine oder mehrere Transplantationen allogener hämatopoetischer Stammzellen mit anschließender DLI erhalten hatten, aber auf die DLI nicht angesprochen hatten. Alle Patienten, die während der Rückfallphase eine dDLI erhielten, reagierten mit einer GvT und hatten eine längere Überlebenszeit. Allerdings erlebten nur zwei Patienten eine dauerhafte Remission des Tumors. Bei vier weiteren Patienten, die eine zweite dDLI in Kombination mit einer medikamentösen T-Zell-Depletion erhielten, zeigten sich ebenfalls mehr oder weniger vollständige Remissionen.

Maury und sein Team werten diese Studie als großen Erfolg. Ihrer Meinung nach kann sowohl die dDLI als auch deren Kombination mit der Chemotherapie die Therapie von Leukämien verbessern.

Quelle: Maury S, et al. CD4+CD25+ regulatory T cell depletion improves the graft-versus-tumor effect of donor lymphocytes after allogeneic hematopoietic stem cell transplantation. Sci Transl Med 2010:2(41):41ra52; DOI: 10.1126/scitranslmed.2.41.41ra52.


Dr. Wolfgang Caesar


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