Schäden an der Bindehaut

Die Augen im Freien schützen

München - 04.08.2010, 06:55 Uhr


Vor allem jetzt in den Sommermonaten reizen Sonne, Wind und Sand die Bindehaut des Auges. Bei einigen Menschen verursacht dies eine lachsfarbene Wucherung auf dem Weiß des Auges

Das Pterygium oder Flügelfell wird von UV-Strahlen ausgelöst, die seitlich auf das Auge fallen. In der Hornhaut werden die Strahlen fokussiert und treffen dann mit sehr hoher Intensität auf die Übergangszone zur Bindehaut. Betroffen ist meistens der innere Augenwinkel. Der äußere Augenwinkel liegt im Schatten der Nase und ist dadurch einigermaßen vor UV-Strahlen geschützt.

Am stärksten gefährdet sind Bewohner südlicher Länder. Der Pterygium-Gürtel reicht beiderseits des Äquators bis etwa zum 40. Breitengrad – im Norden auf Höhe der Balearen, im Süden bis nach Tasmanien. Doch auch in Deutschland haben schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen ein Pterygium. Langjährige Tätigkeit im Freien, höheres Alter und männliches Geschlecht sind die wichtigsten Risikofaktoren. Auch im Urlaub ist die UV-Belastung erhöht. Sie kann durch die Reflexion am Wasser, Schnee oder auch Eis deutlich steigen. Auch auf Grönland erkranken deshalb Menschen an einem Pterygium.

Die meisten Menschen mit einem Pterygium haben keine Beschwerden und eine Behandlung ist nicht erforderlich. Im fortgeschrittenen Stadium treten jedoch mitunter Reizungen auf. Denn der Tränenfilm, der die Bindehaut schützt, wird an dieser Stelle unterbrochen. Zum Risiko wird das Pterygium, wenn es auf die Hornhaut übergreift. "Sehstörungen drohen nicht erst, wenn es den zentralen Bereich der Hornhaut überwächst und damit die optische Achse des Auges verlegt", warnt Professor Dr. med. Claus Cursiefen von der Augenklinik am Universitätsklinikum Erlangen: "Die Wucherungen können auch die Krümmung der Hornhaut verändern." Die Folge ist ein Astigmatismus: Die Betroffenen verlieren die Fähigkeit einen Punkt als solchen zu sehen und nehmen ihn stattdessen als Stab wahr. Ihn können dann nur noch Brille oder Kontaktlinsen korrigieren.

Das Pterygium lässt sich operativ entfernen. Das Rückfallrisiko ist allerdings mit bis zu 70 Prozent sehr hoch. Es werde deshalb intensiv nach Möglichkeiten gesucht, ein erneutes Auftreten zu verhindern. Vielversprechende Ergebnisse werden mit dem Krebsmedikament Bevacizumab erzielt: "Es verhindert die Bildung neuer Blutgefäße, die an der Entstehung des Pterygiums beteiligt sind." Wie häufig sich ein Pterygium dadurch verhindern lässt, ist allerdings noch nicht durch wissenschaftliche Studien belegt.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb dazu, die Augen im Freien durch eine geeignete Sonnenbrille zu schützen. Diese sollte nicht nur von vorne eintreffende UV-Strahlen filtern. Ebenso wichtig sind breite Bügel, die einen Lichteintritt von der Seite verhindern.

Quelle;: L. M. Heindl; C. Cursiefen: Ophthalmologe 2010;107:517–24; Springer-Verlag 2010, Heidelberg.


Dr. Bettina Hellwig