Plusminus-Sendung zu OTC-Preisen

Arzneimittel wie Cornflakes auswählen

Berlin - 10.11.2010, 12:42 Uhr


Tenor der jüngsten ARD-Plusminus-Sendung zum Thema „Warum Apotheker bei günstigen Pillen mauern“, ausgestrahlt am 9. November: Apotheker verkaufen bei OTC-Präparaten gerne das teurere oder gar das teuerste Arzneimittel, ziehen

(Den Film finden Sie hier in der ARD-Mediathek.)

Der Apotheker verkauft gerne das Teuerste – dies, so die Sendung, zeigten die Recherchen. Professor Jürgen Wasem, Experte für Medizinmanagement, dazu befragt, brachte es auf die einfache Formel: „Bei den rezeptfreien Arzneimitteln verdienen die Apotheker umso mehr, je teurer das Medikament ist, das der Patient kauft. Insofern hat der Apotheker Interesse an möglichst hohen Preisen und einem hohen Verkauf."

Anhand zahlreicher Beispiele machte Plusminus die großen Preisunterschiede bei OTC-Generika deutlich, beispielsweise 20 Aspirin für 5,28 Euro und 20 ASS Ratiopharm für 1,80 Euro, wobei die Apotheken gerne das Original verkauften.

Plusminus bemängelte in der Sendung, dass die Kunden in meisten Fällen nicht frei wählen könnten, Apotheken ließen keinen Preisvergleich zu. Selbst auf Nachfrage verkauften die Apotheken nicht immer das günstigste Präparat, obwohl vom Kunden verlangt. Ein Beispiel: Obwohl die Testkäufer einen günstigeren Hustensaft als Mucosolvan für 6,32 Euro verlangten, hätten viele Apotheken behauptet, es gebe kein günstigeres Präparat, dabei gebe es das Nachahmerprodukt von Hexal für 3,99 Euro. Plusminus: „ Es wird auch mal gelogen.“

Der Monopolkommission der Bundesregierung seien diese Verkaufsmethoden bekannt. Der Vorsitzende dieser Kommission, Justus Haucap, fordert daher in Plusminus: „Es gibt keinen besonderen Grund, warum Apotheken sich auf Kosten von Verbrauchern bereichern können sollten, das ist allgemein in der Marktwirtschaft nicht üblich."

Die Redakteure der Sendung konfrontierten die ABDA mit diesen Ergebnissen. ABDA-Pressesprecher Thomas Bellartz sei selbst von der Plusminus-Recherche entsetzt gewesen, heißt es in der Sendung. Sein Statement vor laufender Kamera: „Wenn der Verbraucher oder der Patient merkt, dass er nicht optimal beraten wird, ob in der Qualität der Beratung oder im Preis, dann hat er die Auswahl in der Regel zwischen vielen Apotheken – das ist Apothekenwettbewerb und den sollte er nutzen. Dann müssen Patienten und Verbraucher eben mit den Füßen abstimmen.“

Pech nur, wenn der Kunde die Preise überhaupt nicht kennt, so Plusminus. Das Fazit der Sendung  lautet daher: Vorbild Supermarkt. Die Kunden sollten wie bei den Cornflakes selbst auswählen und entscheiden können, welches Produkt zu welchem Preis sie aus dem Regal nehmen. „Damit ließe sich viel Geld sparen“, so Plusminus.


Peter Ditzel