Asthmarisiko

Chlorgeruch in Hallenbädern: Gefahr für Babys?

Dessau-Roßlau - 12.01.2011, 11:04 Uhr


Familien, in denen gehäuft Allergien auftreten, sollten keine Kinder unter zwei Jahren in gechlorte Schwimmbäder mitnehmen, weil das in der Hallenluft enthaltene Trichloramin bei ihnen Asthma auslösen könnte. Darauf hat das Umweltbundesamt (UBA) hingewiesen.

Trichloramin (Stickstofftrichlorid, NCl3) entsteht, wenn das im Wasser gelöste Chlor mit Harnstoff reagiert, den Badende durch Urin, Schweiß, Kosmetika oder Hautschuppen ins Wasser eintragen. Wenn Trichloramin verdunstet, verbreitet es den für manche Schwimmbäder typischen "Chlorgeruch" (der sich vom stechenden Geruch des Chlorgases deutlich unterscheidet).

In der Luft deutscher Hallenbäder fand das UBA Trichloramin-Konzentrationen bis 18,8 Milligramm pro Kubikmeter; das ist mehr als das 30-fache des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Richtwerts von 0,50 mg/m3. 90 Prozent der gemessenen Werte lagen allerdings unter 0,34 mg/m3. Bei den deutlich zu hohen Messwerten entsprach die Wasseraufbereitung oder die Lüftung des Hallenbades nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik.

Solche hohen Trichloramin-Konzentrationen schädigen das Bronchialepithel von Kleinkindern und können zur Asthmaentstehung beitragen, wenn auch das Risiko noch nicht abzuschätzen ist. Belgische Autoren hatten 2003 erstmals einen Zusammenhang zwischen Asthma und dem Schwimmen in gechlortem Wasser postuliert. Ein Indiz für die Schädigung des Bronchialepithels ist das Sinken der Konzentration des Clarazellen-Proteins im Blutserum. Als Noxe vermuteten die Belgier das im Wasser enthaltene und daraus verdunstende Trichloramin, das die Schwimmbadbesucher einatmen.

Spätere Studien bestätigten diese Vermutung und zeigten eine signifikante Korrelation zwischen dem Zeitpunkt des ersten Schwimmens vor dem zweiten Lebensjahr und dem Abfall der Clarazellen-Protein-Konzentration im Blutserum. Noch fehlen aber Daten zur kritischen Konzentration von Trichloramin und gegebenenfalls weiteren Noxen, die einzeln oder gemeinsam für die Schädigung des Bronchialepithels verantwortlich sind.

UBA-Präsident Jochen Flasbarth forderte die Verantwortlichen auf, die Techniken zur Wasserreinigung und Luftreinhaltung in Hallenbädern bestmöglich zu nutzen: „Hallenbadbetreiber können die Belastung mit Trichloramin senken, indem sie genügend Frischwasser zuführen, ihre Bäder ausreichend belüften und nach anerkannten Regeln der Technik bauen und betreiben."