Plusminus-Beitrag

Zytostatika: Apotheker als Abzocker

Berlin - 26.01.2011, 13:35 Uhr


Von einzelnen Apotheken gestellte Nachforderungen für die Versorgung privat versicherter – oftmals bereits verstorbener –Krebspatienten mit Zytostatika-Zubereitungen sorgen erneut für medialen Wirbel. Gestern befasste sich das ARD-Magazin Plusminus mit dem Thema.

Nachdem Plusminus vergangene Woche einen kritischen Beitrag zu Rabattverträgen gesendet hatte, in dem auch die Sorgen der Apotheker ernst genommen wurden, standen die Pharmazeuten gestern wieder am Pranger:„Wie Apotheken Krebspatienten mit horrenden Rechnungen überziehen“ lautete der Titel des Beitrags. Berichtet wird von zwei Fällen: Einmal hat eine Apotheke dem Sohn einer verstorbenen Krebspatientin nachträglich mehr als 10.000 Euro in Rechnung gestellt – weil mach sich zuvor „versehentlich“ zu wenig berechnet habe. Ähnlich erging es einem privat Versicherten, der nach wie vor Chemotherapien bekommt.

Der Beitrag erläutert die frühere Abrechnungssituation für zytostatikaherstellende Apotheken: Für privat Versicherte Patienten erhielten sie für die Zubereitungen nach der Arzneimittelpreisverordnung einen Aufschlag von 90 Prozent auf den Einkaufspreis. „Das ist völlig unangemessen, weil die Labortätigkeit des Apothekers in der Regel nur wenige Minuten erfordert, und dann kommt eben ein Minuten- oder Stundenlohn von 6. 000 oder 8.000 Euro zustande“, kommentiert dies Stefan Reker vom PKV-Verband.

Mittlerweile bekommt der Apotheker für die Zubereitung nur noch eine Pauschale von 90 Euro. „Über diese deutliche Kürzung sind einige Apotheker offenbar so verärgert, dass sie versuchen, aus alten Rechnungen Gewinn zu schlagen“, heißt es im Plusminus-Beitrag. Sie hatten in der Vergangenheit statt des 90-prozentigen Zuschlags nur 30 Prozent erhoben. Dass dies weniger „versehentlich“, denn bewusst geschah, meint auch VZA-Präsident Peter Eberwein. Gegenüber Plusminus erklärte er, dass sich diese Apotheker damit zunächst einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollten. Ein zweiter Grund sei aber sicher auch gewesen, dass die 30 Prozent durchaus auskömmlich waren. Eberwein: „Wenn jetzt diese Apotheken solche Nachforderungen stellen, dann finde ich das regelrecht unverschämt, eine Frechheit ist das."

Gegenüber DAZ.online zeigte sich Eberwein verärgert über die erneut „tendenziöse“ Berichterstattung über Apotheken – aber auch über die Kollegen, die eine solche Diskussion erst möglich machen. Ihm persönlich seien lediglich drei Apotheken – eine in Koblenz, eine im Saarland und eine in Berlin – bekannt, die derartige Forderungen gestellt haben. Aus seiner Sicht ist der mediale Rummel von der privaten Krankenversicherung gesteuert – allen voran von der Debeka. Ihr Ziel dabei offenbar zum einen, sich bei den laufenden und anstehenden Rechtsstreitigkeiten einen Meinungsvorteil zu verschaffen. Zum anderen wolle die PKV politisch erreichen, auch die 90 Euro Pauschale zu kippen – für gesetzliche Krankenversicherte bekommen die Apotheken nämlich nochmals einige Euro weniger.

Hier finden Sie den Plusminusbeitrag.


Kirsten Sucker-Sket