Viele Überstunden für Klinikärzte

Danach leisten die Krankenhausärzte mit circa 400 Überstunden pro Kopf jährlich doppelt so viel Mehrarbeit wie der Durchschnitt der Arbeitnehmer. Insgesamt summiert sich die Überstundenzahl nach Hochrechnungen des Marburger Bundes auf 60 Millionen.

Im Mittel arbeiten vollzeitbeschäftigte Ärztinnen und Ärzte rund 55 Stunden pro Woche. Wochenarbeitszeiten von 60 Wochenstunden und mehr haben im Vergleich zu 2007 zwar um fünf Prozent abgenommen, insgesamt arbeiten aber immer noch 76 Prozent der in Vollzeit beschäftigten Ärzte 50 Stunden und mehr pro Woche. Die hohe zeitliche Belastung steht offenkundig in einem engen Zusammenhang mit der Personalnot der Kliniken. Die meisten Ärzte würden gerne mehr Arbeitszeit gegen Freizeit eintauschen. Der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit weisen sie einen besonders hohen Stellenwert zu.

 „Die Krankenhausärzte arbeiten nach wie vor am Limit. Die Arbeitsbelastung ist teilweise unerträglich hoch“, konstatiert der 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke. Positiv im Vergleich zur Mitgliederbefragung 2007 sei aber die sinkende Bereitschaft der angestellten Ärzte, dem Krankenhaus den Rücken zu kehren. „Neun Prozent weniger Ärzte als noch 2007 erwägen, ihre Tätigkeit im Krankenhaus aufzugeben. Das ist kein Ergebnis, das uns ruhig schlafen lässt. Aber es zeigt doch, dass in den vergangenen Jahren durch unsere Tarifverträge einiges in Bewegung gekommen ist und mehr Ärztinnen und Ärzte als vorher wenigstens ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sehen“.

Die Unzufriedenheit resultiert auch aus der Personalnot der Kliniken. Die Probleme bei der Besetzung von vakanten Arztstellen sind weitaus dramatischer als bisher angenommen. Im Durchschnitt sind 1,5 Arztstellen pro Abteilung unbesetzt. Hochgerechnet auf alle rund 8.500 Krankenhausabteilungen in Deutschland können demnach mehr als 12.000 Arztstellen in den Kliniken nicht besetzt werden. In 71% der Abteilungen sind nach Angaben der Befragten eine oder mehrere Arztstellen vakant.