In der Pipeline

Lasmiditan bei Migräne

Hamburg - 01.04.2011, 12:31 Uhr


Der neue 5-HT1F-Rezeptoragonist Lasmiditan wird zur Akutbehandlung der Migräne entwickelt. Der oral einsetzbare Serotoninrezeptoragonist wirkt wie die Triptane auf Serotoninrezeptoren, im Gegensatz zu diesen aber relativ selektiv auf den Subtyp 5-HT1F.

Die bisher eingesetzten Triptane wirken agonistisch an den Subtypen 5-HT1D und 5-HT1B und verengen die Blutgefäße. Da die Migräne durch eine Gefäßerweiterung und lokale neurogene aseptische Entzündung entsteht, ist dieser Effekt im Gehirn erwünscht, nicht jedoch an anderen Blutgefäßen im Körper. Aus diesem Grund sind Triptane bei Gefäßerkrankungen wie der koronaren Herzerkrankung und einem Schlaganfall kontraindiziert.

Lasmiditan greift am Subtyp 5-HT1F an, der wahrscheinlich nicht bei der Vasokonstriktion, sondern bei der Fehlsteuerung der Schmerzleitungskaskade eine Rolle spielt. Der neue Wirkstoff weist eine andere Grundstruktur als die Triptane auf, wirkt als selektiver 5-HT1F-Rezeptoragonist und hat keinen vasokonstriktorischen Effekt.

Die Wirkung von Lasmiditan ist mit der von Triptanen vergleichbar, weshalb Lasmiditan als Schrittinnovation bewertet wird. Von der neuen Substanz können auch die Patienten profitieren, die wegen des Gefäßeffektes keine Triptane einnehmen dürfen.

In einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Parallelgruppen-Dosisfindungsstudie in fünf europäischen Ländern wurden 391 Patienten mit einer einzelnen Migräneattacke mit einer von vier Dosen von Lasmiditan oder Placebo behandelt. Hier zeigte sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen Dosis und der Linderung der Kopfschmerzen nach zwei Stunden, eine Besserung war bereits ab 30 Minuten nach der Behandlung sichtbar. Lasmiditan führte auch zu einem signifikanten Rückgang anderer Migränesymptome, wie Übelkeit, Photophobie und Phonophobie. Die häufigsten Nebenwirkungen in der Studie waren Schwindel und Müdigkeit. Keine klinisch signifikanten Nebenwirkungen zeigten sich bei Laborparametern oder im Elektrokardiogramm (EKG). Auch kardiovaskuläre Nebenwirkung, darunter Brustverengungen wie sie zuvor unter Triptanen aufgetreten waren, waren in der Placebogruppe und in den Verumgruppen vergleichbar häufig.

Quelle
Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz und Prof. Dr. Dieter Steinhilber, Interpharm Hamburg, 27. März 2011
Informationen von CoLucid Pharmaceuticals, Durham, North Carolina/USA


Dr. Bettina Hellwig