Offener Brief an die Apothekenleiter in Nordrhein

Adexa will mehr Lohn für Apotheken-Mitarbeiter in Nordrhein

Hamburg - 05.04.2011, 16:20 Uhr


Der Streit zwischen der Apothekengewerkschaft Adexa und der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter in Nordrhein (TGL Nordrhein) geht in die nächste Runde.

Nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen im Kammerbezirk Nordrhein (siehe hierzu auch die Meldung auf DAZ.online vom 4. April) wendet sich Adexa nun mit einem Offenen Brief an die Arbeitgeber in Nordrhein. Adexa appelliert an die Apothekenleiter, den Mitarbeitern auch in diesem Kammerbezirk eine Gehaltserhöhung von 2 Prozent zukommen zu lassen. Die von der TGL Nordrhein vorgeschlagene Version einer Gehaltserhöhung von 0,5% plus 1,5 Prozent freiwilligem, leistungsorientiertem Bonus passe nicht ins Bild. Hier der Brief von Adexa an die Apothekenleiter in Nordrhein im Wortlaut:

"Sehr geehrte Frau Apothekenleiterin, sehr geehrter Herr Apothekenleiter,

aus der Fachpresse, aber auch aus den öffentlichen Medien in Ihrer Region sind Sie sicherlich über den Abbruch der Tarifverhandlungen für den Kammerbezirk Nordrhein durch Adexa informiert worden. Das Interesse von Medien und Öffentlichkeit ist angesichts zahlreicher bundesweiter Beiträge über die im Vergleich mit anderen akademischen Berufen schlechten Verdienstmöglichkeiten von Apothekern zurzeit groß.* Das Angebot der Arbeitgeberseite von 0,5 Prozent tariflich fixierter Gehaltssteigerung (plus 1,5 Prozent freiwilligem, leistungsorientiertem Bonus) passt da nicht ins Bild!

Für Adexa als Tarif- und Interessenvertretung ist das Angebot der TGL-Nordrhein inakzeptabel. Das LOB-Modell der TGL ist stark an Abverkaufszahlen orientiert – ein kontraproduktives Signal, denn es bestätigt das nach wie vor verbreitete Vorurteil des Schubladenziehers! Dieses TGL-Modell war 2009 und ist auch jetzt nicht tariffähig; und die TGL liegt falsch, wenn sie hier eine Kehrtwende von Adexa moniert.

Adexa fordert Sie als Arbeitgeber daher auf, Ihre Mitarbeiter nicht im Regen stehen zu lassen und ihnen zumindest die bundesweit seit Jahresbeginn vereinbarte Gehaltserhöhung von 2,0 Prozent zu bezahlen – eine bewusst maßvolle Steigerung mit Blick auf die Apothekensituation. Übernehmen Sie bitte auch die tarifliche arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge, damit Ihr Personal besser vor Altersarmut geschützt ist. Andernfalls werden sich Ihre Kolleginnen und Kollegen in den benachbarten Kammerbezirken über die abwandernden qualifizierten und engagierten Mitarbeiter freuen, die nicht einsehen können, warum es ihnen in Nordrhein schlechter gehen sollte als den Angestellten etwa in Westfalen-Lippe, Rheinland-Pfalz oder Hessen.

Arbeitgeber und Angestellte haben gemeinsam einen pharmazeutischen Auftrag für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu leisten, der anspruchsvoll und beratungsintensiv ist. Er lässt sich nur dann erfolgreich umsetzen, wenn die Arbeitsbedingungen für den bestehenden Mitarbeiterstamm wie den beruflichen Nachwuchs attraktiv sind.“


Peter Ditzel