Tumorzellen

Hemmstoff soll Aufbau von Sialinsäure-Schutzschicht verhindern

Berlin - 26.04.2011, 08:35 Uhr


In der Regel umgeben sich Tumore mit einer Art Tarnkappe. So sind sie für das körpereigene Immunsystem unsichtbar und vor Angriffen geschützt. Ein Team um Prof. Dr. Werner Reutter von der Charité Berlin will dem Tumor einen entscheidenden Baustein für diese Verschleierungstaktik entziehen – die Sialinsäure.

Die Wissenschaftler suchen nach einem Hemmstoff, um die Produktion von Sialinsäure in den Tumorzellen wirkungsvoll zu unterbinden. Mit ihrem Vorhaben beschreiten sie einen völlig neuen Weg in der Entwicklung eines Tumor-Hemmstoffes.

Als Angriffspunkt haben sie das zentrale Werkzeug im Produktionsprozesse der Sialinsäure ausgemacht und Struktur und Regulation des Schlüsselenzyms aufgeklärt. Es hat zwei aktive Bereiche. Im jüngst entschlüsselten Bereich verarbeitet das Enzym ein relativ kleines Zuckermolekül, das außerdem problemlos durch die Zellmembran schlüpfen kann: den Einfachzucker N-Acetylmannosamin. Der andere aktive Bereich das Enzyms dagegen setzt ein deutlich komplexeres Molekül um und wäre als Angriffspunkt für einen Hemmstoff eher ungeeignet.

Die Wissenschaftler wollen nun einen Stoff entwickeln, der dem Einfachzucker N-Acetylmannosamin ähnelt und ihn am entsprechenden aktiven Zentrum des Enzyms verdrängt. Damit wäre das entscheidende Werkzeug im Produktionsprozess der Sialinsäure blockiert. Durch die Fähigkeit des Einfachzuckers, die Zellmembran zu passieren, ließe sich auch ein ähnlich gebauter Hemmstoff über diesen Weg einschleusen. Damit ist eine wichtige Voraussetzung gegeben, um eine Substanz zu finden, die später auch für eine mögliche klinische Anwendung geeignet ist.

Sie konnten bereits ein erstes abgewandeltes Molekül testen. Allerdings war dessen Hemmwirkung und seine biologische Stabilität noch nicht ausreichend.

Quelle: Presseinformation der Wilhelm Sander-Stiftung, München, 14. April 2011.


Dr. Bettina Hellwig