Kommentar: Der alljährliche Honigtopf

Es wurde ihnen konstatiert, dass sie großartige Arbeit leisten – und das nicht nur zwischen 9.00 Uhr und 17.00 Uhr, sondern auch in der Nacht und am Wochenende. Es wurde ihnen bestätigt, dass sie ihre Verantwortung ernst nehmen und sorgfältig beraten und dass die durch sie geleistete Arzneimittelversorgung insgesamt nur als hervorragend bezeichnet werden kann. Fazit: Apotheker sind unverzichtbar. Und natürlich will man auch alles tun, damit – inhabergeführte - Apotheken wirtschaftlich überlebensfähig bleiben. Es wurde viel Verständnis für ihre wirtschaftlichen Nöte gezeigt und der finanzielle Beitrag, den sie im Rahmen des AMNOG geleistet haben und weiterhin leisten (müssen), gewürdigt – insbesondere von den Rednern der Regierungskoalition. Darüber könnte man sich ja eigentlich freuen und man könnte bei allem, was gesagt wurde, die Hoffnung hegen, dass die Apotheken der Politik tatsächlich am Herzen liegen. Leider sieht es außerhalb des Apothekertags-Saals, in dem man die Reden hören konnte, bekanntlich ganz anders aus. Und wer nicht zum ersten Mal auf dem Apothekertag ist, sondern die politischen Grußworte aus den vorangegangenen Jahren kennt, der weiß, dass es immer dasselbe ist: der alljährliche Honigtopf, der ausgeschüttet wird, damit das Publikum klatscht und nicht „Buh“ ruft. Den könnte man sich doch eigentlich sparen. Er klebt nur und hinterlässt so ein leichtes Unwohlsein. Und er trägt nicht dazu bei, Vertrauen in die Politik zu schaffen. ABDA-Präsident Wolf kommentierte in seinem anschließenden Lagebericht daher auch richtig, dass das Vertrauen der Apotheker in die sogenannte bürgerliche Politik gegen Null geht. Bleibt zu hoffen, dass das die eine oder den anderen Grußwortredner zum Nachdenken anregt.