Mehr Geld, weniger Bürokratie

AfD wirbt um Stimmen der Apotheker

Berlin - 20.11.2024, 09:15 Uhr

Sind auf Stimmenfang bei den Apotheker*innen: Alice Weidel und Tino Chrupalla (AfD). (Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)

Sind auf Stimmenfang bei den Apotheker*innen: Alice Weidel und Tino Chrupalla (AfD). (Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)


Die AfD-Bundestagsfraktion buhlt im Vorfeld der anstehenden Neuwahlen um die Gunst der Apotheker*innen. Sie verspricht eine deutliche Honorarerhöhung und will der überbordenden Bürokratie durch die Schaffung neuer Kontrollbehörden entgegenwirken. Klar spricht sich die AfD gegen eine Ausweitung des medizinischen Versorgungsangebots in Apotheken aus.

Die AfD-Bundestagsfraktion hat einen Antrag in den Bundestag eingebracht, in dem es um die Zukunftssicherung der Apotheken geht. Darin werden Apotheken als „flächendeckendes, wohnortnächstes, größtes, vielfältigstes und fachkundig geführtes und deshalb sicheres dezentrales Lager für die tägliche allgemeine Arzneimittelversorgung der Bevölkerung“ definiert. Deren Bestand sieht die AfD-Fraktion durch steigenden Kostendruck, Medikamentenlieferengpässe, Inflation, Personalmangel und die zunehmende Bürokratie bedroht. Ein weiteres Problem sei die „Expansion“ der EU-Arzneimittelversender, ebenso wie der Fachkräftemangel. All das führe zur immer schneller sinkenden Apothekenzahl.

Deshalb seien staatliche Maßnahmen erforderlich: Die AfD-Fraktion fordert die Bundesregierung auf, „sämtliche Apothekenvergütungen“ um den Faktor 1,25 zu erhöhen und dynamisch an die Inflation anzupassen. Das Fixhonorar pro abgegebener Arzneimittelpackung soll laut Antrag auf 12 Euro angehoben, die Notdienstpauschale auf 7,50 Euro und die Lieferengpasspauschale auf 1,50 Euro erhöht werden. Auch Null-Retaxation aufgrund von Formfehlern will die AfD verbieten.

Neue Behörden für Bürokratieabbau

Ein weiteres Hauptziel des Antrags ist der Abbau von Bürokratie. Dafür fordert die AfD die Schaffung einer „Regierungskommission für Bürokratieabbau in der Apotheke“. Diese soll „mindestens mit Vertretern des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesministeriums der Finanzen, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, der Länder, des Deutsche Städte- und Gemeindebund e. V. (DStGB), der Apothekerschaft, der Gesetzlichen Krankenkassen, der Privaten Krankenversicherungen (PKV), der Gesetzlichen Pflegeversicherung, der Privaten Pflegeversicherung, der Pharmazeutischen Industrie und des Pharmazeutischen Großhandels besetzt“ werden, heißt es im Antrag. Die neu zu schaffende Behörde solle mindestens 50 Prozent der Dokumentationspflichten abbauen.

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Einen analogen Lösungsvorschlag eröffnet die AfD mit Blick auf den Fachkräftemangel in den Apotheken: Eine neu zu schaffende „Regierungskommission zur Förderung der Ausbildung zum Apotheker“ soll sich des Problems annehmen. Diese Kommission soll aus Vertretern des Bundes, der Länder, der ABDA, der GKV und PKV bestehen. Zudem fordert die AfD in ihrem Antrag, eine bundesweite Vergütung für PTA-Auszubildende.

Keine Übernahme ärztlicher Kompetenzen

Darüber hinaus will die Fraktion die Mindestanforderungen für den Apothekenbetrieb senken. So sollen nicht mehr zwingend Räume für Laborarbeiten vorgehalten werden müssen, wenn innerhalb eines Filialverbunds darauf zugegriffen werden kann.

Am Schluss des Antrags machte die AfD deutlich, dass es aus ihrer Sicht wichtig sei, die Verantwortlichkeiten der Heilberufe nicht zu verwischen. Es sei „nicht zielführend, nun die Verordnung gleich dem Apotheker zu übertragen. Weder sollen Apotheker zu Hilfsärzten und Apothekern zu Arztpraxen light gemacht werden noch Arztpraxen zu Behelfsapotheken“, heißt es. Die Aufgabentrennung zwischen Arztpraxen und Apotheken habe sich seit dem 13. Jahrhundert bewährt.

Als Opposition fällt es der AfD leicht, Maximalforderungen aufzugreifen – und in Wahlkampfzeiten erst recht. Abgesehen davon, dass der Antrag keine Chance auf eine Mehrheit im Bundestag hat, ist es auch müßig, die „Regierung“ gerade jetzt zu derartigen Maßnahmen aufzufordern. Was bis zum Ende der Legislaturperiode überhaupt noch auf die Tagesordnung des Plenums kommt, ist mehr als fraglich. 


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Abbau von Bürokratie

von Roland Mückschel am 20.11.2024 um 11:53 Uhr

Diesen Abbau mit einem Haufen von Behördenvertretern vornehmen zu wollen ist geradezu bizarr.
Der Starke ist am mächtigsten alleine.
Ohne diese Parasiten.

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