Organtransplantation

Neue Immuntherapie gegen Lymphome

Kiel - 11.01.2012, 12:14 Uhr


Kieler Mediziner haben eine neue Immunochemotherapie entwickelt, mit der die Überlebenschancen von Patienten, die nach einer Organtransplantation an Krebs erkranken, deutlich steigen. Die Therapie richtet sich gegen Posttransplantationslymphome (PTLD), die zweithäufigste bösartige Erkrankung nach einer Organtransplantation, von der bis zu zehn Prozent aller Patienten betroffen sind.

Die Forscher hatten im Rahmen der sogenannten PTLD-1-Studie eine Therapie mit Rituximab und einer darauf folgenden Chemotherapie (CHOP) untersucht. Nach einer mittleren Nachbeobachtungzeit von fünf Jahren definiert die durchgeführte Studie einen neuen Therapiestandard für CD20-positive Posttransplantationslymphome, der zu einem erheblichen Überlebensvorteil der Patienten gegenüber einer alleinigen Gabe von Rituximab führt.

In der bisher größten Phase-II-Studie auf diesem Gebiet zeigte die sequentielle Therapie mit vier Gaben des Antikörpers Rituximab und einer darauffolgenden viermaligen dreiwöchentlichen Chemotherapie nach dem CHOP Schema bei 90 Prozent der Patienten Wirksamkeit (vollständiger oder teilweiser Rückgang der Tumore). Diese war langanhaltend: Bei 80 Prozent dieser Patienten schritt die Erkrankung in den nächsten fünf Jahren nicht weiter fort. Die Hälfte dieser bereits vorher schwer erkrankten Patienten lebte nach der Tumordiagnose mehr als 6,6 Jahre – der beste für Patienten mit dieser Krankheit jemals erreichte Wert. Insbesondere im Vergleich mit einer alleinigen Therapie mit dem Antikörper Rituximab, auf die nur im Falle eines Nichtansprechens oder eines Rückfalls eine Chemotherapie folgt, sei die sequentielle Therapie, gemessen am Therapieansprechen und Gesamtüberleben, deutlich überlegen, so die Mediziner.

Eine besondere Herausforderung in der Therapie bei Patienten, deren Immunabwehr nach einer Organtransplantation unterdrückt wird (Immunsuppression), besteht in der Vermeidung von Infekten: Im Rahmen der PTLD-1 Studie war daher eine Medikamentengabe zur Stabilisierung der Anzahl weißer Blutkörperchen (G-CSF-Prophylaxe) vorgeschrieben sowie eine antibiotische Prophylaxe dringend empfohlen. Durch diese Maßnahmen, mehr aber noch durch die definierte zeitliche Abfolge von Antikörper- und Chemotherapie konnte die Komplikationsrate der Chemotherapie deutlich reduziert werden.

Literatur: Trappe, R., et al.: Lancet Oncol. 2011, Online: doi:10.1016/S1470-2045(11)70300-X


Dr. Bettina Hellwig