Öko-Test

Schwere Zeiten für Vitamine

Berlin - 27.01.2012, 16:16 Uhr


Zu hohe Dosierungen, fragwürdige Auslobungen und mangelhaften Nutzen wirft Öko-Test vielen Multivitaminpräparaten vor und beurteilt diese als „mangelhaft“ oder „ungenügend“.

Die im Test vergebene Bestnote „befriedigend“ wurde gerade mal drei Produkten zugesprochen. Ein Nutzen von Multivitaminpräparaten – auch in Kombination mit Spurenelementen - sei für gesunde Anwender nicht belegt. Außerdem könnten sie ein falsches Ernährungsverhalten nicht ausgleichen. Denn dazu würden nicht nur essenzielle Nährstoffe, sondern auch die energieliefernden Nährstoffe im richtigen Verhältnis sowie adäquate Mengen an Ballaststoffen aus sekundären Pflanzenstoffen gehören – so wird die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zitiert. 

In den meisten Fällen fanden die Tester „willkürlich“ dosierte Mikronährstoffe vor. Lediglich bei 18 der getesteten Produkte entspricht die Zusammensetzung der Höchstmengenempfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Teilweise enthalten diese Spurenelemente wie Eisen und Kupfer, die nach BfR-Empfehlung nicht in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden sein sollten. 

Auch die Deklaration der Multivitaminpräparate trägt zu den schlechten Testergebnissen bei. Gesundheitsbezogene Angaben würden oft nicht durch Stellungnahmen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gedeckt. Nach BfR-Empfehlungen sind beispielsweise Zinkpräparate nicht für Kinder geeignet. Hier würden häufig entsprechende Angaben zur Altersbeschränkung auf den Produkten fehlen und so die Testergebnisse weiter in den Keller ziehen. 
Öko-Test liegen, so heißt es in der Veröffentlichung, wissenschaftliche Hinweise darauf vor, dass hoch dosierte Vitamine oder Spurenelemente gesundheitsschädlich seien. Demnach würde beispielsweise Vitamin E das Risiko für Prostatakrebs und Vitamin A die Schlaganfall-Sterberate erhöhen. Der ursprüngliche Anspruch, dass die Vitaminpräparate den Patienten nicht schaden, sei allein dadurch, dass die Dosierempfehlungen des BfR eingehalten werden, nicht mehr erfüllt. Daher verschärfte Öko-Test seine Bewertungskriterien. Um als „sehr gut“ eingestuft zu werden, muss jetzt für das Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich ein Nutzen für den gesunden Anwender belegt sein.


Svenja Schwob