Arzneimittelentsorgung

Hessen: Politik muss sich um Alt-Arzneimittel kümmern

Offenbach - 09.02.2012, 13:15 Uhr


Der Hessische Apothekerverband hat die Politik aufgefordert, für eine sichere und umweltverträgliche Entsorgung von Arzneimitteln zu sorgen. Denn als Folge der neuen Verpackungsverordnung sei in Hessen die zuvor praktizierte flächendeckende Rücknahme von Arzneimitteln in Apotheken eingestellt worden.

Ein aktuelles Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes und der Gewässerüberwachung habe die bereits im Jahr 2010 vom Hessischen Apothekerverband (HAV) geäußerte Prognose bestätigt, dass die Änderung der Verpackungsverordnung zum 1.6.2009 Auswirkungen auf die Entsorgung der Alt-Arzneimittel der Bevölkerung mit sich bringen würde. Bis zur Änderung der Verordnung habe ein Entsorgungsunternehmen die in den Apotheken abgegebenen Arzneimittel kostenlos abgeholt und entsorgt. Finanziert wurde dies durch Erlöse bei der Verwertung des Verpackungsmaterials und durch Zuschüsse der pharmazeutischen Hersteller. 

Nach der Änderung der Verordnung sei diese Finanzierungsgrundlage entfallen und viele Apotheken hätten danach keine Alt-Arzneimittel mehr zurückgenommen, so der HAV. Denn durch die Sammlung in den Apotheken würden Alt-Arzneimittel zu Sondermüll, der kostenpflichtig entsorgt werden müsse.

Der HAV habe versucht, im Gespräch mit dem hessischen Umweltministerium hier eine Regelung herbeizuführen. Jedoch sei man dort der Meinung gewesen, dass Arzneimittel problemlos im Hausmüll entsorgt werden könnten, da dieser in den Müllverbrennungsanlagen vernichtet würde. „Der HAV war und ist jedoch der Überzeugung, dass Arzneimittel nichts in Mülltonnen zu suchen haben, die auch für Kinder jederzeit zugänglich sind.“, so der HAV.  Deshalb habe er in Zusammenarbeit mit einem hessischen Entsorgungsunternehmen eine kostengünstige Lösung angeboten. Diese wird von einem Viertel der 1600 hessischen Apotheken angenommen. 

"Wir sehen uns voll und ganz in unserer Auffassung bestätigt, denn offenbar sind auch die Patienten der Meinung, dass ihre Arzneimittel nicht in die Restmülltonne gehören. Dabei kann auch möglicherweise eine Rolle spielen, dass hierdurch Rückschlüsse auf die Krankheiten des Entsorgers möglich wären", so Peter Homann. 


Lothar Klein