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Diabetes
Weichmacher unter Verdacht
Bekannt ist, dass viele Chemikalien eine hormonähnliche Wirkung besitzen. Nun legt eine britische Übersichtsstudie nahe, dass einige hormonell wirksame Chemikalien auch eine Insulinresistenz und Fettleibigkeit fördern können. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellte die Ergebnisse der Organisation „ChemTrust“ heute in Berlin vor.
Der britische Verein „ChemTrust“ hat sich zum Ziel gesetzt, über die schädlichen Auswirkungen von Chemikalien auf Mensch und Umwelt aufzuklären. Für seine neueste Übersichtsstudie „Review of the Science Linking Chemical Exposures to the Human Risk of Obesity and Diabetes“ hat er fast 240 Studien zusammengetragen. Sie legen nahe, dass ein Zusammenhang zwischen der alltäglichen Chemikalienbelastung und der Entwicklung einer Fettleibigkeit oder einer Diabeteserkrankung besteht. Die Studienlage zur Entwicklung einer Insulinresistenz sei dabei eindeutiger als zur Entwicklung einer Adipositas, so „ChemTrust“.
Sicher bewiesen ist die Rolle der hormonähnlich wirkenden Stoffe wie Bisphenol A oder anderer chemischer Weichmacher noch nicht. Sarah Häuser, Chemie-Expertin beim BUND, verwies jedoch darauf, dass die Belastung mit Chemikalien wie Bisphenol A im Mutterleib bei Versuchstieren zu einer späteren Gewichtszunahme und einer erhöhten Insulinresistenz geführt habe. „Damit besteht die Gefahr, dass beim Menschen Diabetes ausgelöst wird“. Angesichts dieser Erkenntnis müsse die Bundesregierung dafür sorgen, dass die Chemikalien-Belastung vor allem für empfindliche Gruppen wie schwangere Frauen und Kinder minimiert wird, fordert der BUND. Häuser: „Weichmacher und Bisphenol A müssen durch sichere Alternativen ersetzt werden". Bislang werden sie jedoch in vielen Alltagsgegenständen verwendet, z. B. sind sie in Duschvorhängen, Spielzeugen für Kinder oder auch in Schuhen enthalten.
Die Zahl der unter Diabetes und Fettleibigkeit leidenden Menschen nimmt weltweit seit Jahrzehnten zu. Hierzu Charité-Toxikologe Prof. Gilbert Schönfelder: „Als Ursachen dafür werden bisher in erster Linie falsche Ernährung und Bewegungsmangel gesehen. Neue Studien zeigen aber, dass die Belastung mit hormonellen Schadstoffen einen wichtigen und bisher unterschätzten Anteil daran haben könnte“. Er fordert deshalb, Vorsorgemaßnahmen auszubauen: „Hormonell wirksame Chemikalien dürfen vor allem nicht in die Körper von Kindern, aber auch nicht in die von Erwachsenen gelangen.“
Berlin - 20.03.2012, 17:11 Uhr