Drogenbericht 2011

Weniger Tote – aber viele neue Konsumenten

Berlin - 26.03.2012, 16:58 Uhr


Im Jahr 2011 sind bundesweit 986 Menschen infolge des Konsums illegaler Drogen gestorben. Haupttodesursache war in 290 Fällen eine Überdosierung von Heroin verbunden mit anderen Drogen. Laut dem aktuellen Bericht der Bundesdrogenbeauftragten Mechthild Dyckmans (FDP) entspricht dies einem Rückgang von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es werden jedoch vermehrt Todesfälle durch illegal erworbene Substitutionsmittel verzeichnet.

Im vergangenen Jahr starben nach Angaben der Bundesländer 53 Menschen an der Einnahme von Substitutionsmitteln. Für weitere 160 Menschen endete die nicht bestimmungsgemäße intravenöse Applikation von Substitutionsmitteln in Kombination mit weiteren Drogen tödlich. Nur in neun von insgesamt 213 Todesfällen mit Substitutionsmitteln ist Buprenorphin (Subutex®) die Todesursache, alle weiteren gehen zulasten von Methadon oder Levomethadon. Laut Auskunft der Pressestelle der Bundesdrogenbeauftragten handelt es sich bei den Todesfällen vermutlich um Tote, die sich die Substitutionsmittel illegal auf dem Schwarzmarkt beschafften, und nicht um Patienten unter ärztlicher Kontrolle.   

Auch die Zahl der Erstkonsumenten harter Drogen stieg im Jahr 2011 an. Besonders dramatisch erhöhten sich die Zahlen bei kristallinem Metamphetamin, sogenanntem Crystal: Mit 163,7 Prozent mehr Erstkonsumenten im Jahr 2011 überstieg die „Modedroge“ damit erstmals die Anzahl von Erstkonsumenten bei Ecstasy. Ein Anstieg wurde außerdem bei Kokain (plus 4,1 Prozent), Amphetamin und Metamphetamin (plus 19,6 Prozent) und Ecstasy (plus 12,1 Prozent) registriert. 

Dyckmans erklärte dennoch, sie sehe einen erfreulichen Trend im starken Rückgang der Todeszahlen. Dieser zeige, dass die bestehenden Hilfs- und Behandlungsangebote erfolgreich seien und fortgesetzt werden müssten. Der drogen- und suchtpolitische Sprecher der Grünen, Harald Terpe, warf Dyckmans dagegen eine „verfehlte Drogenpolitik“ vor, die nicht den Drogenabhängigen helfe, sondern sie kriminalisiere. Die Bundesregierung gebe nach eigenen Studien zwei Drittel ihrer finanziellen Mittel für die Repression und nur ein Drittel für Hilfs- und Präventionsmaßnahmen aus. Weiterhin sei die Zahl der Drogentoten zu hoch und Dyckmans „posaune irreführende Erfolgsmeldungen in die Welt“.          


Almuth Schmidt