Biomedizin

Körperstammzellen aus Hautzellen

Münster - 01.04.2012, 10:00 Uhr


Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin in Münster haben weltweit erstmalig Körperstammzellen aus ausdifferenzierten Körperzellen gewonnen.

Mit einer spezifischen Kombination aus Wachstumsfaktoren und unter entsprechenden Kulturbedingungen entwickelten sich von Mäusen gewonnene Hautzellen direkt zu neuronalen Körperstammzellen. Damit ist der Nachweis gelungen, dass eine Reprogrammierung von Körperzellen nicht zwingend über pluripotente Stammzellen erfolgen muss. 

Bisher waren pluripotente Stammzellen das Nonplusultra der Stammzellforschung: Wissenschaftler erzeugen diese Alleskönner-Zellen aus ausdifferenzierten Körperzellen. Pluripotente Stammzellen können sich dann zu jedem beliebigen Gewebetyp des Körpers entwickeln. Die Pluripotenz ist jedoch für den medizinischen Einsatz ein Nachteil: Pluripotente Stammzellen sind so entwicklungsfähig, dass sie sich auch in Krebszellen verwandeln können – anstatt ein Gewebe zu regenerieren, verursachen sie unter Umständen einen Tumor. Körperstammzellen sind "nur" multipotent, können also nicht alle, sondern nur bestimmte, genau definierte Gewebetypen bilden, beispielsweise unterschiedliche Nervengewebe.

Für die Reprogrammierung der Körperzellen in Körperstammzellen benutzten die Wissenschaftler einen Mix an Wachstumsfaktoren. Sie verwendeten dabei einen Faktor, Brn4. Dieser sorgt dafür, dass aus der Hautzelle eine neuronale Körperstammzelle wird. Die Umwandlung ist umso wirkungsvoller, je öfter sich die Zellen unter Einfluss der Wachstumsfaktoren und der richtigen Kulturbedingungen teilen. Nach einigen Teilungsrunden sind die induzierten neuronalen Körperstammzellen von natürlich vorkommenden kaum noch zu unterscheiden.

Weil die Körperstammzellen multipotent sind und die Gefahr der Tumorbildung dramatisch reduziert ist, könnten sie in einigen Jahren zur Geweberegenerierung bei Krankheiten oder im Alter eingesetzt werden.

Literatur: Löhle, M., et al.: Stem Cells. 2012;30(3):570-9. Online: doi:10.1002/stem.1016. 


Dr. Bettina Hellwig