Rabattverträge auf Rekordniveau

Millionen Patienten erwartet Umstellung

Berlin - 04.05.2012, 12:16 Uhr


Millionen Patienten müssen sich derzeit an neue Rabattarzneimittel gewöhnen – darauf weist der Deutsche Apothekerverband (DAV) hin. Denn in den vergangenen Wochen sind neue Rabattverträge einiger großer Krankenkassen in Kraft getreten. So auch die ersten ausgeschriebenen Rabattverträge der Barmer GEK, die seit dem 1. Mai gelten.

Die Anzahl der zwischen Kassen und Pharmaherstellern geschlossenen Rabattverträge ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Waren es 2009 noch 9.300 Verträge, stieg ihre Anzahl ein Jahr später auf 12.400 und ein weiteres Jahr später auf 16.400. 2012 ist ein neuer Höchststand absehbar.

„Seit 2007 setzen die Apotheken alle Rabattverträge der Kassen zuverlässig um“, betont der DAV-Vorsitzende Fritz Becker. Dennoch komme es immer wieder zu Problemen bei der Umstellung: „Eine unzweckmäßige Herstellerauswahl kann zu Lieferengpässen in der Apotheke führen oder Verwirrung bei den Patienten stiften.“ Becker appelliert daher an die Kassen, die Versorgungsqualität ihrer Versicherten wieder stärker in das Zentrum ihres Handelns zu stellen – „auch wenn es dabei ein paar Euro weniger Rabatt von der Industrie gibt“.

Der DAV-Chef unterstreicht zudem, dass sich für die Apotheken der Beratungsaufwand durch die Rabattverträge deutlich erhöht habe. „Diese Mehrleistung ist auf Dauer ohne eine Anpassung der Honorierung nicht tragbar“, so Becker.

Für Mehrarbeit sorgen sicherlich auch die denkwürdigen neuen Rabattverträge der Barmer GEK über die Bluthochdruck-Arzneimittel Enalapril und Bisoprolol+Hydrochlorothiazid. Hier bekam die Bietergemeinschaft Teva/Ratiopharm den Zuschlag. In beiden Fällen ist für die N3-Packung die Konzerntochter AbZ Pharma Vertragspartner – die N1- und N2-Packungen kommen jedoch von Teva (Bisoprolol) bzw. Ratiopharm (Enalapril). Diskussionen in der Apotheke sind da absehbar.

Bei der Barmer GEK räumt man zwar ein, dass ein solcher Vertrag nicht optimal ist. Allerdings könne so etwas vorkommen, wenn auch Bietergemeinschaften Angebote unterbreiten können. Jedenfalls ist auch diese Vertragsbesonderheit für Deutschlands größte Kasse kein Grund für eine Friedenspflicht für die Apotheken. Die Kasse gibt sich überzeugt, im Vorfeld ausreichend über ihre neuen Verträge informiert zu haben – sowohl die Apotheken als auch ihre Versicherten.

Indessen setzen sich die Ausschreibungen der Krankenkassen munter fort. Heute wurde im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union eine weitere Ausschreibung der Techniker Krankenkasse veröffentlicht. Ausgeschrieben sind 18 Wirkstoffe. Für sechs dieser Fachlose werden exklusive Vertragspartner gesucht, für die übrigen können bis zu drei Unternehmen einen Zuschlag erhalten. Die Verträge sollen zum 1. November 2012 starten und zwei Jahre gültig sein.


Kirsten Sucker-Sket