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Vorbild für andere Länder?
Australiens Kampf gegen den Tabak
Gruselige Bilder sollen Rauchern in Australien demnächst als erstes ins Auge stechen, wenn sie Zigaretten kaufen. Nur die Fotos und Todeswarnungen in großen Lettern dürfen am 1. Dezember noch prominent auf unappetitlich braun-grünlichen Schachteln stehen – die Marke kommt ganz klein darunter. Mit der Verordnung neutraler Verpackungen geht Australien so streng wie kein anderes Land gegen Tabakwerbung vor.
Der Showdown dürfte weltweite Konsequenzen haben. Wenn das totale Werbeverbot den Prüfungen der Richter standhält, wollen andere Länder nachziehen, Großbritannien und Neuseeland etwa. „Die Welt blickt nach Australien“, sagte die Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, beim Welttabakkongress im März in Singapur. „Wenn wir Schulter an Schulter stehen, kann keine Tabakindustrie überleben.“
Die Australier haben mit einer konsequenten Anti-Raucher-Politik große Erfolge erzielt. Die Raucherraten gehören zu den niedrigsten in der Welt: 1977 griffen täglich noch 43 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen zum Glimmstängel – 2010 waren es 16 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen. Zum Vergleich: In Deutschland rauchen nach Angaben des neuesten Drogen- und Suchtberichts der Bundesregierung sowie des Statistischen Bundesamtes (2009) 30,5 Prozent der Männer und 21,2 Prozent der Frauen.
Die Australier ziehen die Schrauben weiter an: Ab Juli dürfen statt 250 nur noch 50 Zigaretten zollfrei eingeführt werden. Einer der Unverbesserlichen ist Abraham el Souda (24), ein Automechaniker und Amateurboxer in Sydney. Aufhören wäre nicht schlecht, sagt er. Dabei denkt er aber nicht an die Gesundheit, sondern an die Geldbörse. „Wenn ich aufhöre, dann wegen der Kosten.“ 20 Dollar – gut 15 Euro – kostet eine Packung.
Nun lässt die Tabakindustrie verlauten, dass die neuen Verpackungsvorschriften das Rauchen billiger machen könnten – und das findet sie schlimm. Aber nicht etwa, weil ihre Gewinnmargen dann sinken, wie der Chef von British American Tobacco (BAT) in Australien, David Crow, erklärt: „Wenn alles gleich aussieht, können Firmen wie meine nur noch über den Preis Wettbewerb machen. Dann werden Zigaretten billiger. Dann wird mehr konsumiert, mehr Kinder rauchen“, sagt er empört. Nach Angaben von Crow gibt es auch keinen Beweis, dass hässliche Packungen potenzielle Raucher abschrecken. Philip Morris warnt, simple Verpackungen seien einfacher zu fälschen: „Gefälschte Zigaretten können Rattenkot, Glasfaser und höhere Konzentrationen giftiger Chemikalien enthalten.“
Kern des Streits sind aber die Markenrechte, wie der Konzern Japan Tobacco International (JTI) ausführt: „Neutrale Verpackungen erlauben es uns nicht mehr, unsere Marke zu nutzen, und das ist als Konsumgüterhersteller unser wertvollstes Gut. ... Das halten wir für eine Enteignung, die gegen die Verfassung verstößt.“
Zur Anhörung vor dem höchsten Gericht in Canberra im April meinte der Pressesprecher von BAT, Scott McIntyre: „Als legales Unternehmen, das ein legales Produkt verkauft, werden wir unser Eigentum im Namen der Aktionäre verteidigen.“ Das Urteil steht noch aus.
Morgen, am 31. Mai, findet der alljährliche Weltnichtrauchertag statt. In diesem Jahr stehen die Machenschaften der Tabakindustrie im Mittelpunkt des von der WHO ins Leben gerufenen Aktionstags.
Sydney - 30.05.2012, 11:48 Uhr