Europäischer Pharmaverband EFPIA

Bergström: Deutsche Strukturen sind zu rigide

Berlin - 08.06.2012, 15:37 Uhr


Heute traf sich die europäische Pharmabranche in Berlin. Richard Bergström, Hauptgeschäftsführer des europäischen Pharmaverbandes EFPIA, nahm dies zum Anlass, im Namen der Mitgliedsunternehmen und -verbände Kritik am neuen Verfahren der frühen Nutzenbewertung zu üben.

In den letzten Jahren sei in Deutschland eine Reihe von Maßnahmen eingeführt worden, die für die forschende Industrie „strafenden Charakter“ hätten, erklärte Bergström. Dazu zählt er neben dem gesetzlichen Herstellerrabatt von 16 Prozent die Ausgestaltung der frühen Nutzenbewertung und die anschließende Verhandlung von Erstattungsbeträgen. Am neuen AMNOG-Verfahren missfällt den Firmen insbesondere die Auswahl der Referenzländer – Griechenland! – für die Preisverhandlungen sowie der Umstand, dass neue Arzneimittel bei der Bewertung ihres Zusatznutzens mit Generika verglichen werden.

„Unter dem Strich wirkt sich das so aus, dass die deutsche Bevölkerung keinen Zugang zu innovativen Therapien haben wird, die ansonsten der Bevölkerung in ganz Europa und dem Rest der Welt zur Verfügung stehen“, so Bergström. Und das, obwohl Deutschland traditionell in Europa stets führend gewesen sei, wenn es um die schnelle Bereitstellung von neuen Arzneimitteln für die Bevölkerung ging, sowie darum, den Wert neuer Medikamente und Impfstoffe zu erkennen. Dieser Rang sei nun ernsthaft bedroht.

Als „sehr enttäuschend“ bezeichnet Bergström die ersten Erfahrungen mit dem AMNOG: „Die Probleme ergeben sich aus einem teils fehlerhaften Gesetz, unflexibler Interpretation und dem Unwillen, kreative Lösungen in Betracht zu ziehen.“ Zugleich betonte er, dass sich das AMNOG in einer Lernphase befinde.

Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des deutschen Verbandes vfa, äußerte sich diplomatisch: „Der von der Bundesregierung gewählte Weg stellt eine Herausforderung dar im Hinblick auf die Gesundheit der Patienten und den Ruf Deutschlands als Innovationsstandort“. Es gebe Probleme, die nun partnerschaftlich gelöst werden müssen. Die Pharmaindustrie und ihre Verbände seien bereit, konstruktiv mit der Bundesregierung und den Krankenkassen zusammenzuarbeiten, „um eine pragmatische Lösung für die Probleme mit dem AMNOG und der Festbetragsregelung zu finden.“


Kirsten Sucker-Sket