Australien

Die scheußlichsten Zigarettenschachteln der Welt

Sydney/Berlin - 16.08.2012, 11:50 Uhr


In Australien dürfen Zigaretten künftig nur noch in schlammfarbenen Schachteln mit großen Fotos von Krebsgeschwüren und Raucherlungen verkauft werden. Australien darf die schärfsten Anti-Tabak-Gesetze der Welt durchsetzen, nachdem das höchste Gericht in Canberra am Mittwoch eine Klage der Tabakindustrie gegen die neuen Verpackungsvorschriften abgeschmettert hat.

Die Zigarettenhersteller hatten sich dagegen aufgelehnt, dass ihr Markenname in Australien nur noch klein auf der Packung stehen darf und sie sich somit von der Konkurrenz kaum noch unterscheiden können. Das höchste Gericht kündete die Urteilsbegründung für später an. Die Tabakfirmen müssen die Kosten des Verfahrens tragen. „Regierungen können es mit großen Tabakfirmen aufnehmen und gewinnen“, frohlockte Generalstaatsanwältin Nicola Roxon. Sie rief die Tabakindustrie auf, das Urteil anzunehmen.

Australien geht seit Jahren gegen das Rauchen vor. Werbung und Sponsoring sind praktisch verboten. Der Anteil der Raucher ging nach Angaben der Anti-Raucher-Organisation ASH von 40 Prozent bei Männern und 32 Prozent bei Frauen 1983 auf heute 16 und 14 Prozent zurück.

British American Tobacco plc, Besitzer der Marken Dunhill und Benson&Hedges, hegte Zweifel, dass das Gesetz die Zahl der Raucher weiter einschränkt. „Diejenigen, die für die Einheitsverpackung sind, glauben, dass Kinder damit einen Grund weniger haben, mit dem Rauchen anzufangen. Aber es gibt keinerlei Beweise, dass die Einheitsverpackung Einfluss darauf hat, ob jemand mit dem Rauchen anfängt oder nicht, auch bei Kindern nicht.“

Auch in Deutschland sind derartige Horror-Bilder auf den Schachteln seit langem ein Thema. Es gibt in der Bundesregierung aber keine Mehrheit für einen solchen Schritt. So bleibt es bei den deutlichen Warnhinweisen.

Die Wirksamkeit solcher Einheitsverpackungen oder Bildhinweisen sei allerdings nicht bewiesen, erklärte die Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbandes, Marianne Tritz. „Eine solche Entscheidung dient in erster Linie nicht dem Schutz der Bevölkerung, sondern spielt Zigarettenschmugglern und -fälschern in die Hände, da es nun für sie einfacher wird, mit gefälschten Tabakprodukten Geld zu verdienen.“

Der Sprecher des Forums Rauchfrei, Johannes Spatz, hält das australische Urteil für wegweisend. „Eine großartige Entscheidung, die weltweiten Vorbildcharakter haben wird.“ Der Nichtraucherverband fordert die Bundesregierung auf, solche Packungen auch in der EU einzuführen.

„Das ist ein Riesensieg für die Tabakprävention“, findet auch Martina Pötschke-Langer vom Heidelberger Krebsforschungszentrum. „Wenn Australien voranschreitet, kann das auch Europa“. Die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention sieht in einheitlichen Zigarettenverpackungen ein „probates Mittel“, sowohl Jugendliche vom Einstieg ins Rauchen abzuhalten als auch Rauchern den Ausstieg zu erleichtern. Auch bei der Rückfallprophylaxe seien sie hilfreich. „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“, so Pötschke-Langer.


dpa