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Contergan-Katastrophe
Firma Grünenthal bittet um Entschuldigung
Die Firma Grünenthal hat ein Denkmal für die Opfer der sogenannten Contergan-Katastrophe finanziert, das am 31. August in einer Feierstunde im Kulturzentrum Frankental in Stolberg eingeweiht wurde. In einer Ansprache hat Harald Stock, Vorsitzender der Konzernleitung der Firma Grünenthal, die etwa 10.000 Opfer um Entschuldigung gebeten.
Seit der Contergan-Katastrophe hatte die Firma Grünenthal, die das Schlafmittel hergestellt und auch nach den ersten Anzeichen seiner schweren Nebenwirkungen weiterhin in Verkehr gebracht hatte, stets den Standpunkt vertreten, dass es sich um ein bedauerliches Unglück gehandelt habe. Sie hat zwar Verantwortung übernommen und im Jahr 1970 hundert Millionen D-Mark in die Conterganstiftung eingezahlt und 2009 nochmals 50 Millionen Euro zugestiftet, aber jedes Eingeständnis der Schuld von sich gewiesen. Folglich hat sie sich auch nicht bei den Opfern entschuldigt, „denn in diesem Wort steckt das Wort Schuld“, wie der frühere Geschäftsführer Sebastian Wirtz noch im Jahr 2007 begründete.
Harald Stock hat nun mit dieser Firmenpolitik gebrochen und in der Feierstunde, an der viele Contergan-Geschädigte teilnahmen, gesagt: „Darüber hinaus bitten wir um Entschuldigung, dass wir 50 Jahre lang nicht den Weg zu Ihnen, von Mensch zu Mensch, gefunden haben. Stattdessen haben wir geschwiegen, und das tut uns sehr leid. Wir bitten Sie, unsere lange Sprachlosigkeit als Zeichen der stummen Erschütterung zu sehen, die Ihr Schicksal bei uns bewirkt hat."
Das Denkmal trägt die Inschrift „Zur Erinnerung an die Toten und Lebenden der Contergankatastrophe“ und zeigt auf einem Podest zwei etwa 60 cm hohe Stühle; auf dem einen Stuhl sitzt ein Mädchen mit missgebildeten Armen, während der andere Stuhl leer ist (siehe Foto). Die Anregung für diese Darstellung gab Johannes Igel, der selbst ein Contergan-Geschädigter ist.
Einige Contergan-Geschädigte nutzen die Feierstunde, um für sich eine bessere Versorgung zu fordern. Zum Beispiel sollten die Kosten für ihren Zahnersatz vollständig von den Krankenkassen erstattet werden, weil sie viele Verrichtungen, die Gesunde mit ihren Händen tun, mit ihren Zähnen machen müssen und dabei zwangsläufig ihr Gebiss schädigen.
Stolberg (Rheinland) - 03.09.2012, 15:47 Uhr