Politische Diskussion

DAT: Wahlkampf um Apotheker

München - 13.10.2012, 12:01 Uhr


Knapp ein Jahr vor dem nächsten Urnengang warf der Kampf um die Wähler auf dem Deutschen Apothekertag bereits seine Schatten voraus. Bei der politischen Diskussion wetteiferten die Vertreter der im Bundestag vertretenen Parteien um die Gunst der Apotheker. Im Mittelpunkt stand das Bekenntnis zur inhabergeführten Apotheke, die Ablehnung staatlicher Bedarfsplanung und die Sorge um die flächendeckende Arzneimittelversorgung.

Aufhorchen ließ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nicht nur mit seinem Bekenntnis zur inhabergeführten Apotheke. In großkoalitionärer Manier wunderte sich Lauterbach, der schon länger keinen Apothekertag mehr besucht hatte, gemeinsam mit CDU-Kollege Jans Spahn über den inzwischen schon traditionell starken Applaus für Martina Bunge von der Linksfraktion. Bunge hatte in der Diskussion über den Nacht- und Notdienst angeregt, eine regionale Bedarfsanalyse ins Auge zu fassen. Nicht der Markt allein solle über Apothekenstandorte entscheiden, sondern der Bedarf, so Bunges Anregung, der mit Beifall des DAT quittiert wurde.

„Ich bin irritiert über Ihre Zustimmung für die Linke“, wunderte sich Lauterbach. „Ich hatte Sie eher bei der FDP vermutet.“ Von staatlicher Bedarfsplanung sei es nur ein kleiner Schritt zur Verstaatlichung, so der SPD-Politiker. Auch Spahn, der schon mehrfach auf Apothekerveranstaltungen großen Beifall für Vertreter der Linken moniert hatte, richtete eine Warnung an die Delegierten: „Denken Sie das mal zu Ende, wem Sie da Beifall spenden. Die Linken wollen Bedarfsplanung. Das wollen wir nicht.“ Dann sei Schluss mit der Freiberuflichkeit der Apotheker. „Wenn Sie das wirklich wollen, nehme ich das mit nach Berlin.“

Karl Lauterbach nutzte die Honorardebatte, um bei den Apothekern politisch zu punkten. Schließlich war in der Branche zuletzt ein SPD-Parteitagsbeschluss sauer aufgestoßen, in dem die SPD pauschal die Liberalisierung des Arzneimittelvertriebes fordert. Stattdessen will Lauterbach bei der notwendigen Reform der Honorierung die Beratungsleistung der Apotheker stärker in den Mittelpunkt stellen. Apotheker seien hervorragend ausgebildet, das Pharmaziestudium eines mit dem höchsten Numerus Clausus. Lauterbach: „Diese Ressource müssen wir besser nutzen.“ Dafür gab es Beifall. So etwas hören Apotheker selbstverständlich gerne.

„Das scheint Sie ja richtig zu ärgern“, reagierte Bunge auf den wahlkämpfenden Schlagabtausch. Es gehe der Linken nicht um Bedarfsplanung. „22 Jahre nach der Einheit sollten wir solche Totschlagargumente endlich abgelegt haben.“ Aber: „Wir müssen Instrumente zur Hand haben, wenn der Markt es nicht richtet.“ Wieder Beifall im Saal, diesmal zaghafter.

Wen würden Sie wählen, fragte Moderator Nicolaus Blome zum Abschluss Karin Graf, Mitglied im geschäftsführenden ABDA-Vorstand: „Da muss ich noch ein wenig überlegen“, wich sie einer Antwort aus. DAV-Chef Fritz Beckers Fazit der Politikrunde lautete salomonisch: „Ich finde es ganz toll, dass sich alle Parteien zur inhabergeführten Apotheke bekannt haben.“ Und schloss mit einem Wunsch: „Die Macht der GKV etwas brechen.“  


Lothar Klein


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