Testosteron

Ehrliche Männer

Bonn - 19.10.2012, 13:06 Uhr


Wissenschaftler der Universität Bonn konnten zeigen, dass das Geschlechtshormon Testosteron soziales Verhalten fördert. In Spielsituationen logen Probanden nach Gabe von Testosteron deutlich seltener als Personen, die nur ein Placebo erhalten hatten.

Die Forscher untersuchten insgesamt 91 gesunde Männer in einem Verhaltensexperiment. 46 wurden mit einem Testosteron-Gel behandelt, das auf die Haut aufgetragen wurde. Die anderen 45 Testpersonen bekamen lediglich ein Placebo-Gel.

Dann folgten die Verhaltensexperimente: Die Testpersonen führten ein einfaches Würfelspiel in separaten Kabinen durch. Je höher die gewürfelte Augenzahl, desto größer war der Geldbetrag, den es als Belohnung gab. Diese Versuche waren so konzipiert, dass die Probanden lügen konnten. Niemand bekam in den abgeschirmten Kabinen mit, ob sie tatsächlich die gewürfelte Zahl in den Computer eingaben – oder eine höhere, um mehr Geld zu bekommen. Allerdings konnten die Wissenschaftler im Nachhinein feststellen, ob die verschiedenen Testpersonengruppen geschummelt hatten oder nicht. Statistisch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für alle Würfelzahlen von eins bis sechs gleich hoch. Wenn also bei diesen Zahlen ein Ausreißer nach oben vorkommt, ist dies ein klares Indiz, dass Probanden gelogen haben.

Dabei zeigte sich, dass die Probanden mit den höheren Testosteronwerten deutlich seltener logen als die unbehandelten Testpersonen. Wahrscheinlich steigere das Hormon den Stolz und das Bedürfnis, ein positives Selbstbild zu entwickeln, so die Forscher. Vor diesem Hintergrund reichten offenbar ein paar Euro als Anreiz nicht aus, um das Selbstwertgefühl aufs Spiel zu setzen.

Literatur: Wibral, M., et al.: PLoS ONE, Online: doi: 10.1371/journal.pone.0046774.


Dr. Bettina Hellwig