Geld für Anwendungsbeobachtungen

postPills verspricht Patienten bis zu 25 Euro

Berlin - 07.11.2012, 13:40 Uhr


Großzügige Boni auf verschreibungspflichtige Medikamente sind mittlerweile auch für ausländische Versandapotheken tabu – doch diese zeigen sich kreativ, ihren potenziellen Kunden mit neuen Rabattideen Rezepte zu entlocken. Bis zu 25 Euro Aufwandsentschädigung pro Rx-Arzneimittel verspricht nun die niederländische Versandapotheke postPills.com Patienten, die an einer Anwendungsbeobachtung teilnehmen.

DocMorris hat sein Bonussystem kürzlich umgestellt und zahlt seinen Kunden nunmehr eine Aufwandsentschädigung von bis zu 15 Euro. „Als ‚Dankeschön’ für Ihre Mithilfe bei unserer Qualitätssicherung“, wie es heißt. Gemeint ist damit eine Teilnahme am Arzneimittel-Check und gegebenenfalls weiteren Befragungen. Ähnlich mutet das Angebot von postPills an. Hier spricht man allerdings nicht von „Qualitätssicherung“, sondern von „Anwendungsbeobachtung“. Dabei wirbt die Versandapotheke aus dem holländischen Zaandam nicht nur auf ihrer Webseite für die „Aufwandsentschädigung für das Ausfüllen eines Fragebogens über Ihre Lebensqualität“. Sie schreibt auch direkt Selbsthilfegruppen an, denen sie ihr Angebot vorstellt.

In einem solchen Anschreiben an eine Diabetiker-Selbsthilfegruppe heißt es: „Als Beitrag zur Verbesserung Ihrer persönlichen Lebensqualität erhalten Sie Vergütungen für verschreibungspflichtige Medikamente. Für jedes Medikament erhalten Sie eine Aufwandsentschädigung für das Ausfüllen der Anwendungsbeobachtung“. Einmal pro Quartal sollen die Fragen beantwortet werden. Zudem unterbreitet postPills ein weiteres Angebot: Man unterstütze Verbände und Selbsthilfegruppen auch individuell – finanziell wie materiell.

Es folgt eine Liste mit Beispielmedikamenten und den Vergütungen, die sie einbringen können. Wer etwa Lantus® 100 i.E./ml SoloStar Fertigpen bestellt, bekommt hierfür eine Entschädigung von 6 Euro (die Zuzahlung beträgt 10 Euro). Für Victoza 6 mg/ml gibt es sogar 10 Euro gutgeschrieben – damit ist bei den Beispielmedikamenten für Diabetiker offenbar schon die Höchstgrenze für die Aufwandsentschädigung erreicht. Wer unter www.postpills.com sucht, findet aber auch Präparate, für die es eine Aufwandsentschädigung von 25 Euro geben soll. Sie winkt etwa Bestellern von Glivec 400 mg Filmtabletten (90 Stück). Hier bekommt der Kunde, der nur 10 Euro Zuzahlung leisten muss, den Preisvorteil tatsächlich zu spüren.

Dem Schreiben an die Selbsthilfegruppe folgt ein vierseitiger Fragebogen zum Gesundheitszustand. Elf Fragenkomplexe sollen anonym beantwortet werden – vom Gesundheitszustand im Allgemeinen, über mögliche Einschränkungen, die man verspürt, das seelische Befinden bis hin zu konkreteren Selbsteinschätzungen. Der SF-36-Fragebogen ist international durchaus verbreitet und zur Erfassung der Lebensqualität bei Patienten anerkannt – dies unterstreicht postPills auch auf seiner Webseite. Dort heißt es auch weiter: „Ziel dieser Befragungen ist es, Zusammenhänge zwischen Lebensqualität, Nebenwirkungen der Medikamente und Einnahmezuverlässigkeit der Arzneimitteltherapie durch systematische und regelmäßige Erfassung zu ermitteln, um dadurch Wege zu finden, wie wir Sie bei der Verbesserung Ihrer Lebensqualität unterstützen können“.

Nicht zuletzt gehört zu dem Anschreiben noch eine Seite mit Werbung für rezeptfreie Arzneimittel. Hier wird der „Apo-Preis“ (im Kleingedruckten erklärt als unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers/Grundpreis) „unserem Preis“ gegenübergestellt. Auch der Bestellschein darf selbstverständlich nicht fehlen – groß übertitelt mit „bis 25 Euro Vergütung“. Wer einen Neukunden wirbt, kann nochmals 10 Euro einstreichen, wenn dieser mindestens zwei verschreibungspflichtige Arzneimittel bestellt. Für die Bestellung und die ausgefüllten Fragebögen gibt es Antwortumschläge – bedruckt mit einer Postfachadresse in Chemnitz. Hier betreibt Eugene van Eekelen, Geschäftsführer von postPills.com B.V. ebenfalls eine Apotheke.


Kirsten Sucker-Sket