HIV-Infektion

Overwiening: Vorurteile im Alltag großes Problem

Berlin - 29.11.2012, 15:19 Uhr


Trotz des enormen medizinischen Fortschritts im Bereich der HIV-Behandlung in den vergangenen Jahren haben Infizierte in ihrem Alltag noch immer mit Ausgrenzung, Stigmatisierung und Unverständnis zu kämpfen. Nach Auffassung der Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, ist das sogar „das größte Problem“ für HIV-Infizierte.

Die meisten der in Deutschland behandelten HIV-Infizierten erhalten zur Behandlung eine Kombination aus drei Wirkstoffen (HAART) – oftmals vereint in nur einer Tablette pro Tag. „Die Patienten vertragen diese Therapie meist ohne nennenswerte Nebenwirkungen“, so Overwiening. Die Arzneimittel sorgten dafür, dass sich das Virus im Blut der Erkrankten nicht mehr vermehren könne. Bei über 90 Prozent sei das Virus im Blut dann nicht mehr nachweisbar –  „die Patienten sind damit oft nicht mehr ansteckend“. Insoweit stelle eine HIV-Infektion heutzutage „selbst in medizinischen Berufen kein Problem mehr“ dar.

Gegen Vorurteile ankämpfen und für Aufklärung sorgen wollten auch 40 Chefs mehrerer internationaler Unternehmen, darunter die Getränkekonzerne Coca-Cola und Heineken sowie die Pharmaunternehmen Pfizer und Merck: Die Unternehmer forderten am Mittwoch gemeinschaftlich die Aufhebung von Reisebeschränkungen für HIV-Infizierte. Bis heute gelten diese in zahlreichen Ländern. Solche Verbote diskriminierten Menschen und seien zugleich schlecht für die Wirtschaft, so die Erklärung der Konzernchefs.

„Restriktionen bei der Einreise, beim Aufenthalt oder der Möglichkeit zur Einwanderung für Menschen mit HIV stellen eine Verletzung der Menschenrechte dar“, bestätigt Michel Sidibé, Exekutivdirektor der UN-Organisation für die Bekämpfung von Aids (UNAIDS). Bislang gibt es derartige Verbote laut UNAIDS noch in 45 Staaten. Die USA hatten 2010 – nach 22 Jahren – davon Abstand genommen. Seitdem gaben auch viele andere Länder die diskriminierende Praxis auf, darunter China, Armenien und die Ukraine.


Juliane Ziegler/dpa