Teekonsum

Polyphenole schützen die Telomere

Bremen - 15.12.2012, 10:14 Uhr


Regelmäßige Teetrinker erkranken seltener an Osteoporose, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen, die selten oder nie Tee trinken.

Bislang ging man davon aus, dass die gesundheitsfördernde Wirkung von schwarzem oder grünem Tee vor allem auf die antioxidative Wirkung der enthaltenen Polyphenole zurückzuführen ist. Ein Bremer Forscherteam konnte nun erstmals zeigen, dass die positive Wirkung der Tee-Polyphenole auch auf molekularbiologischen Wechselwirkungen mit der DNA im Zellkern beruhen könnten.

Dazu untersuchten die Wissenschaftler mithilfe verschiedener Spektroskopie-Verfahren (Massen- und chiroptische Spektroskopie), ob und wie einzelne Polyphenol-Moleküle mit der Zellkern-DNA interagieren. Dabei fanden sie heraus, dass zwei der häufigsten Tee-Polyphenole, Epigallocatechingallat aus grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus schwarzem Tee, besonders oft Bindungen mit DNA-Stücken und Proteinen am Ende von Chromosomen eingehen, den sogenannten Telomeren. Diese DNA-Teilbereiche sind für die Stabilität der Chromosomen verantwortlich und schützen sie vor dem Zerfall. Bei jeder Zellteilung schneidet das Enzym Telomerase ein Stück vom Telomer ab. Sobald es eine kritische Länge unterschritten hat, kann sich die Zelle nicht weiter teilen und stirbt. Polyphenol-Verbindungen aus Tee, die an das Telomer gebunden sind, verhindern oder verlangsamen diesen Verkürzungsprozess und verlängern so die Lebensdauer der Zelle. Diese Ergebnisse basieren bislang auf In-vitro-Studien mit menschlicher Telomer-DNA.

Die Forscher gehen davon aus, dass eine „positive stabilisierende Wirkung auf die Erbinformation auf lange Sicht auch die Gesundheit und Lebenserwartung des gesamten Organismus verbessert“. Bestätigt werde dies durch Experimente mit der Fruchtfliege Drosophila, deren Lebensdauer sich durch den Konsum von Tee um rund 20% verlängere. Im Prinzip könne jede chemische Verbindung, die in dieser Weise an die Telomere andockt, einen solchen Effekt haben, erklärte Professor Dr. Nicolai Kunert, der Leiter der Arbeitsgruppe. Bislang sei jedoch noch keine andere natürliche Substanz bekannt, die Telomere so effektiv stabilisiere wie die Tee-Polyphenole. „Sollte es sich herausstellen, dass sich durch regelmäßigen Tee-Konsum im menschlichen Gewebe Tee-Polyphenole im Zellkern anreichern, hätten wir tatsächlich erstmals den Nachweis dafür, dass ein Lebensmittel das menschliche Leben verlängern kann“, sagte Kuhnert.

Literatur: Mikutis, G., et al.: Food Funct. 2013, Online-Vorabpublikation: doi: 10.1039/C2FO30159H.


Dr. Bettina Hellwig