Rote-Hand-Brief

Serotonin-Syndrom unter Fentanyl

12.03.2013, 12:28 Uhr


Die Firma Janssen warnt in einem Rote-Hand-Brief vor dem Auftreten eines Serotonin-Syndroms, wenn Fentanyl-haltige Arzneimittel gemeinsam mit serotonergen Wirkstoffen verabreicht werden.

Fentanyl ist ein Agonist an Opioid-Rezeptoren. Der Wirksstoff aktiviert das antinozizeptive, schmerzhemmende System und unterdrückt nozizeptive Impulse auf spinaler Ebene. So wird die Schmerzempfindung herabgesetzt. Neben der starken analgetischen Komponente wirkt Fentanyl sedierend, tranquillisierend und antitussiv. Im Stufenschema zur Schmerzbehandlung der WHO ist es der Stufe III zugeordnet. Auf Grundlage von Post-marketing-Daten und publizierten Daten wurde ein Warnhinweis hinsichtlich der gemeinsamen Verabreichung Fentanyl-haltiger Präparate mit Wirkstoffen, die die serotonergen Neurotransmittersysteme beeinflussen, in die Fachinformation aufgenommen: bei gleichzeitiger Anwendung von Fentanyl mit SSRIs, SNRIs oder anderen Arzneimitteln, die den Metabolismus von Serotonin beeinflussen, einschließlich MAO-Inhibitoren, kann ein möglicherweise lebensbedrohliches Serotonin-Syndrom auftreten. Und zwar bereits innerhalb der empfohlenen Dosierung. Ein Serotonin-Syndrom äußert sich unter anderem durch Bewusstseinsänderungen, wie Agitation, Halluzinationen und Koma, sowie durch Tachykardie, instabilen Blutdruck, Hyperthermie und neuromuskuläre Veränderungen, wie Hyperreflexie, Koordinationsstörungen und Rigidität. Sie treten in Folge einer erhöhten Serotonin-Konzentration an zentralen und peripheren Serotonin-Rezeptoren auf. Dazu können gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Die Symptome können innerhalb weniger Minuten nach Verabreichung des Arzneimittels auftreten. Bei über der Hälfte der Patienten ging eine Dosisänderung oder Überdosierung voraus oder das Medikament wurde zum ersten Mal verabreicht. Mit alleiniger Fentanyl-Gabe ist diese Nebenwirkung nicht assoziiert. Bei Verdacht auf ein Serotonin-Syndrom sollte die Behandlung mit Fentanyl abgebrochen werden. Die Rolle von Fentanyl in der Entstehung des Serotoninsyndroms ist unklar. Im Tierexperiment gibt es Hinweise darauf, dass Fentanyl serotonerge Eigenschaften haben könnte, aber der genaue Mechanismus ist bisher unbekannt.

Der Rote-Hand-Brief bezieht sich lediglich auf die Präparate der Firma Janssen (Durogesic SMAT®, Fentanyl®Janssen Injektionslösung). Die Anpassung der Fachinformationen der Fentanyl-Generika steht noch aus. Da es sich um ein wirksstoffbezogenes Problem handelt, ist auch bei Anwendung von Fentanyl-Generika gemeinsam mit serotonergen Wirkstoffen auf Anzeichen eines Serotonin-Syndroms zu achten, insbesondere bei Dosisänderungen oder erstmaliger Verabreichung. Wirksstoffe , bei deren Verabreichung Vorsicht geboten ist, sind unter anderem Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram, Escitalopram, Venlafaxin und Duloxetin.

Quelle:

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

ABDA-Datenbank


Julia Borsch