Rheuma

Wenn das Immunsystem Gelenke frisst

Hamburg - 16.03.2013, 12:45 Uhr


Rheumatischen Erkrankungen ist eine Störung des Immunsystems gemeinsam: Dabei erkennen Immunzellen körpereigene Strukturen als fremd und setzen komplexe Immun- und Entzündungsprozesse in Gang, an deren Ende die Zerstörung von Gelenken, Organen oder Haut steht.

Prof. Dr. Thomas Herdegen, Kiel, erläuterte auf der Interpharm in Hamburg die zugrunde liegenden Mechanismen. Bei Rheumapatienten entwickeln sich besondere posttranslationale Veränderungen von Proteinen: Durch Deaminierung von Arginin entsteht Citrullin. Dabei ändert sich der Ladungszustand von citrullinierten Proteinen und damit ihre dreidimensionale Struktur. Als Folge werden citrullinierte Proteine und Peptide (CCP) als fremd erkannt und lösen eine Antikörper-Reaktion aus. Die Auto-Antikörper gegen CCP kreuzreagieren mit anderen Bindegewebsproteinen wie Kollagen oder Vimentin und schaffen hier eine weitere Angriffszone. Antikörper gegen CCP (CCP-AK) gelten als hochspezifische Diagnosemarker, und der Serumspiegel von CCP korreliert mit dem Zerstörungsgrad der Gelenke. Dabei sind jedoch nur 60% der Rheumapatienten CCP-positiv.

Zu den Auto-Antikörpern müssen Verstärker hinzukommen, die dann zu einer massiven Entzündung der Synovia führen, der Innenschicht der Gelenke. Dazu gehören Verletzungen, Infektionen, Hormonstörungen oder Rauchen. Diese Faktoren stimulieren das angeborene Immunsystem über seine Toll-like-Rezeptoren (TLR) auf Immunzellen. Jetzt wird die Reaktionskette ausgelöst, an deren Ende aktivierte T- und B-Zellen massenhaft Zytokine wie TNFα und IL-6 freisetzen und zu Veränderungen im Knochenstoffwechsel mit Zerstörung der Gelenkstrukturen führen.

Das bunte Bild der Pathogenese erklärt die Vielzahl der Therapien, die am Immunsystem angreifen: Dazu gehören Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor (TNF) alpha, gegen die Interleukine 6 (IL6) sowie IL-6-Rezeptoren, IL-1-Rezeptoren, RANKL oder CD20, Immunsuppressiva wie Ciclosporin, Hemmstoffe der Immunzellproliferation wie Methotrexat oder Leflunomid.


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