DHS-Jahrbuch Sucht 2013

Alkohol und Tabak bleiben Drogen Nummer eins

Berlin - 03.04.2013, 16:14 Uhr


Durchschnittlich fast 137 Liter Alkohol und 1.071 Zigaretten hat jeder Mensch in Deutschland im Jahr 2011 konsumiert, berichtet die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in ihrem Jahrbuch Sucht 2013. Der Jahrescocktail bestand üblicherweise aus 107 Litern Bier, 20 Litern Wein, vier Litern Schaumwein und mehr als fünf Litern Spirituosen. Das kostet die deutsche Wirtschaft jährlich etwa 48 Milliarden Euro.

Umgerechnet trank jeder Bürger 9,6 Liter reinen Alkohol – genauso viel wie im Vorjahr. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 13 von 34. Doch die DHS warnt vor einer Verharmlosung: „Die Gesundheitsrisiken von Alkohol werden immer noch dramatisch unterschätzt“, sagte Gabriele Bartsch von der DHS. 74.000 Menschen sterben nach Angaben der Suchtexperten jedes Jahr an den Folgen von Alkohol allein oder in Kombination mit dem Rauchen. Noch mehr Todesfälle, nämlich bis zu 120.000 im Jahr, werden den Folgen des Tabakkonsums in Deutschland zugeschrieben. Immerhin: Der Trend, dass immer weniger junge Leute rauchen, setzt sich fort.

Etwa 1,5 Millionen Menschen sind darüber hinaus von Medikamenten abhängig. Dem Jahrbuch zufolge sind dabei nach wie vor Schlafmittel und Tranquilizer aus der Familie der Benzodiazepine am häufigsten beteiligt. Weil ihnen die Medikamente vom Arzt verschrieben wurden, nähmen viele Patienten sie länger als nötig, erklärte Bartsch. Doch dann könne es zu Nebenwirkungen kommen, die wiederum den ursprünglich zu behandelnden Symptomen – Schlaflosigkeit und Depression – entsprächen.

Im Verhältnis zu den legalen fallen die Zahlen beim Missbrauch illegaler Drogen deutlich kleiner aus: Rund fünf Prozent der Menschen konsumierten binnen zwölf Monaten mindestens einmal illegale Drogen. Mit geschätzten 3,7 problematischen Dogenkonsumenten pro 1.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren gehört Deutschland damit zu den Ländern mit niedrigerer Prävalenz. „Crystal Meth“ wird laut Bartsch in den Medien „skandalisiert“. Das kristalline Metamphetamin existierte schon lange und die kursierenden Angst- und Horrorszenarien seien keineswegs förderlich für eine wirksame Sucht- und Präventionspolitik. Hilfreicher wäre aus ihrer Sicht die neutrale Aufklärung.

Grundsätzlich gebe es in Deutschland ein sehr gutes und ausdifferenziertes Versorgungssystem in der Suchthilfe, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der DHS, Dr. Theo Wessel. „Aber es gibt zu viele Schnittstellen im Hilfesystem, die oft zu unüberbrückbaren Bruchstellen werden.“ Er plädierte daher für ein einheitliches Leistungsgesetz für den Bereich der Suchthilfe. Auch in Sachen Prävention müsse noch mehr geschehen – etwa im Bereich der Alkohol-Werbung. Werbeverbote seien eine hochwirksame Prävention, bestätigte Bartsch.


Juliane Ziegler