Brustkrebsrisiko

Gene und Umwelt wirken gemeinsam

03.04.2013, 10:29 Uhr


Ob eine Frau an Brustkrebs erkrankt oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg belegen jetzt erstmals, dass sich Genetik und Umwelt gegenseitig beeinflussen.

Zu den Umwelt- und Verhaltenseinflüssen zählen das Alter bei der ersten Regelblutung, die Anzahl der Geburten und Dauer des Stillens, das Gewicht, die Größe, die Einnahme von Hormonen zur Empfängnisverhütung oder zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, der Genuss von Alkohol, Rauchen und körperliche Aktivität.

Wie stark der Einfluss der Umweltfaktoren ist, hängt davon ab, welche genetischen Merkmale eine Frau in ihren Zellen trägt. Zu den Risikofaktoren zählen die beiden Hochrisiko-Gene BRCA1 und 2: Sie erhöhen das Risiko um das Zehnfache, sind aber aufgrund ihres seltenen Vorkommens nur für rund 5 % aller Brustkrebsfälle verantwortlich. Darüber hinaus führten Erbgutvergleiche von Brustkrebspatientinnen und gesunden Frauen über 20 genetische Varianten zutage, die das individuelle Brustkrebsrisiko moderat beeinflussen.

Jetzt kombinierten Heidelberger Wissenschaftler die Ergebnisse aus 24 internationalen Studien mit mehr als 34.000 Brustkrebspatientinnen und 41.000 gesunden Frauen. Dabei zeigte sich, dass eine genetische Variante des CASP8-Gens das Brustkrebsrisiko nur bei Frauen um 45 % erhöhte, die mehr als 20 g Alkohol pro Tag tranken. Eine genetische Variante des LSP 1-Gens erhöhte das Brustkrebsrisiko bei Frauen mit vier oder mehr Kindern um 26 %, obwohl mehrere Geburten das Risiko für Brustkrebs normalerweise senken.

Damit haben die Forscher erstmals einen Zusammenhang von genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren für Brustkrebs nachgewiesen. Die gefundenen Wechselwirkungen seien aber sehr moderat und daher für die Risikoabschätzung noch nicht klinisch relevant, so die Forscher.

Literatur: Nickels, S., et al.: PLOS Genetics 2013, Online: doi:10.1371/journal.pgen.1003284.


Dr. Bettina Hellwig