Wirtschaftspressekonferenz des BAV

BAV vermisst Kompromissbereitschaft der Kassen

München - 16.04.2013, 16:35 Uhr


Bei seiner heutigen Wirtschaftspressekonferenz informierte der Bayerische Apothekerverband (BAV) über die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen im bayerischen Apothekenmarkt – so auch über die weiter sinkende Apothekenzahl. Unerfreulich ist für den BAV zudem die starre Haltung der gesetzlichen Krankenkassen in Sachen Grippeimpfstoff-Ausschreibung und Kassenabschlag.

Die Zahl der Apotheken in Bayern ist erneut zurückgegangen. Sie lag Ende März dieses Jahres bei 3.332, davon waren 2.715 Hauptapotheken und 617 Filialapotheken. Ende 2012 waren es insgesamt noch 15 Apotheken mehr. Der BAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann nannte das 2011 in Kraft getretene Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) als eine der Hauptursachen für diese Entwicklung: „Viele Apotheken haben die Belastungen durch das AMNOG nicht verkraftet. Allein in diesen zwei Jahren verzeichnen wir in Bayern 83 Apotheken weniger“. BAV-Geschäftsführer Dr. Stefan Weber ergänzte, dass nunmehr der niedrigste Apothekenstand in Bayern seit Anfang der 90er Jahre erreicht sei. Auf eine Apotheke im Freistaat kommen durchschnittlich rund 3.800 Menschen. Im gesamten EU-Durchschnitt seien es knapp über 3.200 Menschen.

Weiterhin forderte Hubmann anlässlich der Pressekonferenz von den bayerischen Krankenkassen ein Umdenken bei der Vergabepraxis von Grippeimpfstoffen. Trotz der schlechten Erfahrungen der vergangenen Saison haben die gesetzlichen Kassen in Bayern die Grippeimpfstoff-Versorgung im Sprechstundenbedarf für die kommende Saison erneut öffentlich ausgeschrieben. Der Zuschlag soll voraussichtlich bis Ende Juni erfolgen. „Wir haben im vergangenen Jahr gesehen, wozu die Ausschreibung von saisonalen Impfstoffen führt, wenn der Hersteller nicht liefern kann. Die Kassen müssen ein erneutes Chaos, das zulasten von Patienten, Apothekern und Ärzten geht, unbedingt vermeiden“, forderte Hubmann.

Auch beim Apothekenabschlag zeigten die Kassen keine Kompromissbereitschaft, beklagte der BAV vor der Presse. Weber betonte erneut den Sonderopfer-Charakter dieses Rabatts in den vergangen zwei Jahren: „Allein in diesen beiden Jahren flossen mit dem Zwangsrabatt insgesamt über 2,4 Milliarden Euro von den Apotheken zurück an die Kassen“. Dennoch hatte sich der GKV-Spitzenverband geweigert den vor 2011 geltenden Abschlagsbetrag in Höhe von 1,75 Euro als Ausgangsbasis für die Verhandlungen mit dem Deutschen Apothekerverband zu akzeptieren. Nun wird der Rabatt 2013 schiedsgerichtlich festgelegt. Bis dahin herrsche in den Apotheken Ungewissheit über die tatsächliche Ertragssituation, betont man beim BAV.

„Die gesetzlichen Krankenkassen bürden den Apotheken seit Jahren immer mehr bürokratische Frondienste auf. Gleichzeitig wollen sie ihnen über den Zwangsrabatt immer mehr Geld wegnehmen“, ärgert sich der BAV-Vorsitzende Hubmann. Allein durch die Umsetzung der Rabattverträge und der Importquote, das kostenlose Inkasso von Zuzahlungen und Herstellerrabatten trügen Apotheken jährlich zu Einsparungen in Milliardenhöhe für die Kassen bei. Hubmann mahnte die Kassen an, die eigenen Verwaltungsausgaben auf den Prüfstand zu stellen. Diese hätten allein im Jahr 2011 mit über 9,3 Milliarden Euro rund 5,2 Prozent ihrer Gesamtausgaben ausgemacht. Der Anteil der 21.000 Apotheken an den Gesamtausgaben habe dagegen nur 2,3 Prozent betragen.


Kirsten Sucker-Sket