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Zwischenahner Dialog
Frühe Nutzenbewertung: Rück- und Ausblick
Einen Tag nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) seine Aufruf-Kriterien für die Nutzenbewertung im Bestandsmarkt präsentiert hat, erläuterte Thomas Müller, Leiter der Abteilung Arzneimittel beim G-BA, beim Zwischenahner Dialog die Hintergründe zum Auswahlverfahren. Zudem zeigte sich bei der Diskussionsveranstaltung am letzten Freitag erneut: Die bisherigen Erfahrungen mit der frühen Nutzenbewertung werden recht unterschiedlich bewertet.
In die Auswahl gingen insbesondere die kumulierten erwarteten Umsatzzahlen während der Restlaufzeit des Unterlagenschutzes ein. Damit werden Produkte mit geringer verbleibender Patentlaufzeit eher ausgeblendet, auch wenn sie hohe Umsätze erzielen. Denn Produkte, deren Patent ohnehin bald abläuft, würden nicht interessieren. Die Umsätze würden meist in den ersten beiden Jahren nach Markteinführung steigen und dann eher konstant bleiben. Für Produkte mit Markteinführung vor 2011 sei daher eine relativ gute Umsatzprognose möglich. Der prognostizierte Umsatz und die Verordnungszahlen werden dann im Verhältnis 80 zu 20 gewichtet, um eine Rangliste zu erstellen. Hätte man sich dagegen nur am Umsatz orientiert, wären insbesondere hochpreisige Mittel aus der Onkologie auf die Liste gelangt, erläuterte Müller. Neben den Arzneimitteln mit hohen erwarteten Umsätzen bzw. Verordnungszahlen würden außerdem Produkte mit übereinstimmenden Anwendungsgebieten aufgerufen, um den Wettbewerb bei diesen Indikationen nicht zu verzerren. So kämen auch Produkte mit eher geringer Marktbedeutung auf die Liste.
In einem Rückblick auf die ersten zwei Jahre der frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel kamen Vertreter verschiedener Institutionen beim Zwischenahner Dialog zu einem differenzierten Bild. Für Müller sind die Bewertungen vergleichbar mit den Ergebnissen in Ländern mit ähnlichen Maßstäben wie Frankreich, Italien und den Niederlanden. Langfristig erwarte er, dass sich Zulassung und Nutzenbewertung aufeinander zu bewegen. Brigitte Käser, Geschäftsführerin Gesundheitsmanagement ambulant bei der AOK Niedersachsen, bewertete das Verfahren als guten Weg, gab aber zu bedenken, dass es allenfalls einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ einspare und doch zu viel Unmut führe. Dr. Siegfried Throm, vfa-Geschäftsführer Forschung, Entwicklung und Innovationen, merkte zu internationalen Vergleichen an, in Frankreich würden weniger Subgruppen unterschieden und nicht so viele weitere Eingriffe in den Markt vorgenommen. Er mahnte, für Indikationen mit langer Behandlungsdauer müsse ein Konsens zum Einsatz von Surrogatparametern gefunden werden. Insbesondere bei der Bewertung des Bestandsmarktes müssten Einsparungen im Verhältnis zum enormen Aufwand für die Dossiers betrachtet werden, so Throm.
Bad Zwischenahn - 22.04.2013, 11:14 Uhr