Antioxidanzien und Glutamin

Kein Nutzen durch Supplemente

Kingston (Kanada) - 02.05.2013, 08:50 Uhr


Können beatmete Patienten auf der Intensivstation von Glutamin, Antioxidanzien und Spurenelementen profitieren? In einer internationalen, randomisierten Studie mit deutscher Beteiligung hatten Vitamine und Selen keinen positiven Einfluss auf die 28-Tage-Sterberate, im Falle von Glutamin nahm sie sogar zu.

1223 Patienten mit Multiorganversagen, die zwischen April 2005 und Dezember 2011 auf 40 Intensive Care Units in Kanada, den USA und Europa unter mechanischer Beatmung betreut wurden, teilte man in vier Gruppen ein: 303 von ihnen erhielten Glutamin sowohl als Infusion als auch oral. Einer weiteren Gruppe (n = 308) applizierte man Selen i.v. und oral sowie antioxidativ wirkende Vitamine und Spurenelemente (Zink, Betacarotin, Vitamin E und Vitamin C). Weitere 310 Patienten erhielten sowohl Glutamin als auch die Antioxidanzien-Kombination, der Placebogruppe (n = 302) wurde das Scheinmedikament sowohl oral als auch intravenös verabreicht. Die Autoren vertraten die Hypothese, dass eine frühzeitige Supplementation (das heißt innerhalb von 24 Stunden nach Verlegung auf die Intensivstation) mit diesen Substanzen die 28-Tage-Mortalität der Patienten (primärer Endpunkt) reduzieren könnte.

Unter Glutamin-Supplementation zeigte sich ein Trend zu erhöhter Mortalität innerhalb von 28 Tagen, jedoch ohne statistische Signifikanz (32% vs. 27% ohne Glutamin). Die Mortalität nach sechs Monaten, die zu den sekundären Endpunkten zählte, war jedoch unter Glutamin-Supplementation signifikant erhöht (44% vs. 37%), ebenso die Sterberate im Krankenhaus ohne definierten Zeitraum (37% vs. 31%). Auf die Raten von Organversagen oder Komplikationen durch Infektionen wirkte sich die Glutamingabe nicht negativ aus.

Bei den Antioxidanzien war kein signifikanter Effekt bezüglich des primären Endpunktes zu verzeichnen (28-Tage-Mortalität 31% vs. 29%).

Die Empfehlung der Autoren: Von Glutamin sollte bei Intensivpatienten Abstand genommen werden, auch Selen und antioxidative Vitamine haben wahrscheinlich keinen therapeutischen Nutzen.

 

Quelle: Heyland, D, et al., N Engl J Med 2013; 368: 1489-1497, DOI: 10.1056/NEJMoa1212722

 


Dr. Claudia Bruhn