Zwischenbilanz nach fünf Monaten

securPharm besteht ersten Praxistest

Berlin - 23.05.2013, 14:57 Uhr


Am 1. Januar 2013 fiel der Startschuss für securPharm – das deutsche Pilotprojekt zur Umsetzung der europäischen Richtlinie gegen Arzneimittelfälschungen. Heute zogen die Verbände, die das Projekt initiiert haben, eine erste Zwischenbilanz. Vorstand und Geschäftsführung von securPharm zeigten sich sehr zufrieden: Mehr als 280 Apotheken und 24 Pharmaunternehmen machen mittlerweile mit. Rund 3,5 Millionen Arzneimittelpackungen sind bereits gekennzeichnet, 40.000 von ihnen wurden bereits in den Apotheken verifiziert.

Im Jahr 2011 beschlossen die ABDA, der Großhandelsverband Phagro sowie die Verbände der Arzneimittelhersteller, gemeinsam ein Sicherheitssystem für Arzneimittel zu entwickeln. Anlass gab die EU-Fälschungsrichtlinie, die schon seit 2011 gewisse Vorgaben zu den künftig erforderlichen Sicherheitsmerkmalen auf Arzneimittelpackungen macht. Wie diese genau aussehen sollen, muss die EU-Kommission allerdings noch bis 2014 in delegierten Rechtsakten festlegen. Fest steht aber: Ab 2017 muss die Richtlinie umgesetzt werden, das Sicherheitsnetz für die legale Arzneimittel-Lieferkette europaweit gespannt sein.

Bei securPharm rechnet man sich gute Chancen für das eigene System aus: Den Data-Matrix-Code, der jede Packung zu einem Unikat macht. Dieser Code enthält eine randomisierte Seriennummer – alle vergebenen Nummern werden in einer gemeinsamen Hersteller-Datenbank gespeichert. Die Apotheke, die eine Packung mit diesem Data-Matrix-Code abgeben will, scannt diesen zuvor und gleicht über die Datenbank ab, ob es sich wirklich um ein „echtes“ Produkt handelt. Dies sollte die Regel sein – in Europa sind gefälschte Arzneimittel in der legalen Lieferkette schließlich eine absolute Seltenheit. Ist die Seriennummer aber doch einmal nicht vergeben oder laut Datenbank schon ausgegeben, kommt ein Warnsignal. Diese Packung wird nicht in Patientenhand gelangen. Vielmehr ist der Hersteller gefordert, den Fälschungsverdacht zu untersuchen. Daneben bietet der Code noch Extras, die den Apothekenalltag erleichtern sollen: PZN, Chargennummer und Verfalldatum.

Bislang läuft es gut in der Praxis: securPharm-Geschäftsführer Martin Bergen freut sich zum einen über die wachsende Zahl der Mitstreiter. Waren es zu Jahresbeginn noch 55 beteiligte Apotheken und 18 Pharmaunternehmen, sind es nun schon 280 bzw. 24. Die Zahl der ins Projekt einbezogenen Produkte erhöhte sich von 70 auf 92 bzw. von 1,3 Millionen auf 3,8 Millionen Packungen insgesamt. Seitens des Großhandels sind nach wie vor 21 Phoenix-Niederlassungen eingebunden. Aber auch das Prozedere laufe schnell und zuverlässig, erklärt Bergen: Rund eine halbe Sekunde dauert es, bis die Apotheke nach dem Scan eine Rückmeldung vom System erhält. Dies sei „eine Antwortzeit im akzeptablen Rahmen“, so der securPharm-Geschäftsführer.  

Auch Dr. Reinhard Hoferichter, Sprecher des Vorstands von securPharm, ist sehr zufrieden: „Was wir 2011 versprochen haben, haben wir gehalten“. Trotz gewisser Querelen – unter anderen den Ausstieg von Pro Generika aus dem Projekt – konnte die Testphase wie geplant Anfang 2013 starten. Hoferichter ist überzeugt: „Vom Test aus wird das securPharm-System gleitend in den Regelbetrieb überführt“. Er hält es weiterhin für die richtige Entscheidung, so frühzeitig mit dem Projekt begonnen zu haben: „So sind wir in der Lage, auftretende Schwierigkeiten schnell abzustellen“.

Nun gilt es weitere Beteiligte einzubinden. Vor allem mehr Apotheken, auch Krankenhausapotheken. Ein Angebot steht weiterhin: Die ersten 500 Apotheken, die mitmachen, werden bei der Anschaffung von Scannern mit 50 Euro pro Scanner (maximal 2) unterstützt. Noch ist die 500-Grenze nicht überschritten. Neben den Apotheken sollen aber auch mehr Hersteller, nicht zuletzt wieder die Generikahersteller, mit an Bord kommen. Ziel ist, dass das System bis zum Jahr 2017 flächendeckend läuft.

Besonders würde man sich bei securPharm freuen, wenn das eigene Sicherheitssystem auch zum Exportschlager würde. In anderen Ländern ist man mit der Umsetzung der europäischen Vorgaben noch nicht so weit. Laut Hoferichter bekunden andere Mitgliedstaaten bereits ihr Interesse am deutschen Modell.


Kirsten Sucker-Sket