Multiple Sklerose

Wirksame Therapie nicht abbrechen

München - 15.06.2013, 10:00 Uhr


Die von vielen Multiple Sklerose-Patienten herbeigesehnte Markteinführung der neuen oralen Therapeutika Fumarat (Tecfidera®) und Teriflunomid (Aubagio®) verschiebt sich mindestens bis ins zweite Halbjahr 2013. Ein genauer Termin ist nicht bekannt. Bis dahin sollten Patienten die bisher angewendete wirksame Therapie fortsetzen.

Fumarat und Teriflunomid wirken auf die Immunregulation. Aufgrund ihres guten Nutzen-Risiko-Profils sollen die Medikamente in der MS-Basistherapie zum Einsatz kommen.

Nach Informationen des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) und der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) brechen vereinzelt Patienten ihre bisherige parenterale Therapie mit Interferon-beta oder Glatirameracetat ab, um möglichst schnell auf die neuen oralen Mittel Fumarat oder Teriflunomid zu wechseln, wenn diese dann in den deutschen Apotheken erhältlich sind. Teilweise warten auch neu diagnostizierte Patienten mit dem Beginn einer Basistherapie noch ab.

Vor diesem Hintergrund warnen KKNMS und DMSG Patienten nachdrücklich davor, ihre bisherigen Therapien mit Interferon-beta oder Glatirameracetat eigenmächtig zu beenden. Spritzenmüdigkeit allein sei kein Grund, eine gut eingestellte, wirksame Therapie zu beenden. Die Risiken eines unkontrollierten Behandlungsabbruchs und die damit einhergehende Gefahr, durch einen neuen Schub bleibende Schäden davonzutragen, sprächen gegen die eigenmächtige Umstellung auf ein oral einzunehmendes Präparat. Das gelte auch für frisch diagnostizierte MS-Patienten, die möglicherweise den Beginn einer Basistherapie bis zur Marktzulassung von Fumarat oder Teriflunomid hinauszögern wollen.

Bei einem Therapiewechsel von Interferon-beta oder Glatirameracetat auf die neuen Tabletten muss keine Wartezeit eingehalten werden. Darauf wies Prof. Dr. Ralf Gold hin, der eine der Zulassungsstudien für Fumarat geleitet hat und Vorstandsmitglied im KKNMS sowie im Ärztlichen Beirat der DMSG ist. Patienten sollten daher keine unnötigen Risiken eingehen, indem sie ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt eine Therapie beenden oder gar nicht erst damit anfangen.

Als Ursache der Verzögerung nannten KKNMS und DMSG, dass die Herstellerfirmen BiogenIdec (Fumarat) und Genzyme-Sanofi (Teriflunomid) mit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) derzeit noch Detailfragen zum Unterlagen- und Patentschutz klären. Die Marktzulassung selbst sei dadurch aber wahrscheinlich nicht gefährdet, so Gold.

Quelle: Pressemitteilung des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) und der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), München, 12. Juni 2013.


Dr. Bettina Hellwig