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BUND untersucht Kosmetik-Inhaltsstoffe
Wo hormonell wirksame Substanzen lauern
Nahezu jedes dritte Kosmetikprodukt in Deutschland enthält hormonell wirksame Chemikalien, insbesondere Parabene als Konservierungsmittel und bestimmte chemische UV-Filter. Diese Botschaft sendet heute der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aus. Auch viele Produkte der Marktführer Beiersdorf und L'Oréal sind betroffen. Naturkosmetik ist dagegen in der Regel unbelastet.
Für die Studie des BUND zu hormonell wirksamen Stoffen in Kosmetika wurden die Inhaltsstoffangaben von mehr als 62.500 Körperpflegeprodukten ausgewertet. Gut 18.500 von ihnen erwiesen sich als belastet. Der am häufigsten verwendete kritische Stoff ist Methylparaben – das Konservierungsmittel ist in 24 Prozent aller überprüften Produkte enthalten. Insgesamt wurden 15 verschiedene Stoffe gefunden, die von der EU in ihrer Prioritätenliste für hormonell wirksame Stoffe mit der höchsten Priorität belegt wurden. Jedes fünfte untersuchte Kosmetikum enthielt gleich mehrere derartige Substanzen.
Für den BUND eine nicht hinzunehmende Situation. Er verweist auf die Weltgesundheitsorganisation, die hormonell wirksame Chemikalien im Frühjahr 2013 als „globale Bedrohung“ bezeichnet habe. Schließlich deuten immer mehr Studien darauf hin, dass sie zu verschiedenen Krankheiten führen können. So werden hormonelle Schadstoffe unter anderem mit Unfruchtbarkeit, Lern- und Gedächtnisschwierigkeiten, Fettleibigkeit, Altersdiabetes, Herzkreislauferkrankungen, verfrühter Pubertät und verschiedenen hormonbedingten Krebsarten wie Brust-, Hoden- und Prostatakrebs in Verbindung gebracht. Alles Erkrankungen bzw. Symptome, die immer häufiger zu verzeichnen sind. Dennoch ist es legal, diese hormonell wirksamen Chemikalien in Kosmetika zu verwenden.
Sarah Häuser, BUND-Chemikalienexpertin und Verfasserin der Studie: „Wenn es um unsere Gesundheit und vor allem die Gesundheit der Kinder geht, sollten wir keine Experimente machen. Selbst wenn geltende Grenzwerte eingehalten werden, birgt die Kombinationswirkung verschiedener Chemikalien im Körper, der sogenannte ‚Cocktaileffekt‘, ernste Gefahren“. Denn schließlich ist nicht nur die Kosmetik kritisch – es kommen beispielsweise Weichmacher im Duschvorhang oder Spielzeug hinzu, ebenso kritische Stoffe aus Lebensmittelverpackungen. Doch irgendwo muss man beginnen, sich zu wehren. Und so fordert der BUND die Kosmetikhersteller auf, in ihren Produkten auf hormonell wirksame Chemikalien zu verzichten. Dass dies möglich ist, zeigen viele Beispiele: so ist etwa in den Naturkosmetiklinien von Weleda, Martina Gebhardt, Lavera, Sante und Logona kein einziges Produkt belastet.
Auch die Verbraucher sind gefragt, die Unternehmen auf die richtige Spur zu bringen. Mit der ToxFox-App fürs iPhone können sie den Barcode von Kosmetikprodukten einscannen. Bei anderen Smartphones oder über den PC muss dieser von Hand eingegeben werden. Dann lässt sich sofort erkennen, ob das Produkt hormonell wirksame Stoffe enthält. Wenn dies der Fall ist, lässt sich auf die Schnelle eine Protestmail an den Hersteller senden.
Auf der Webseite des BUND lässt sich der Kosmetik-Check direkt online machen – nötig ist dazu allerdings die Nummer des Strichcodes.
Die vollständige Studie können Sie hier als pdf-Datei herunterladen.
Berlin - 24.07.2013, 15:43 Uhr