Biosimilar-Ausschreibungen

Pro Generika kritisiert „Tiefstpreisstrategie“ der Kassen

Berlin - 05.08.2013, 14:50 Uhr


Acht der elf AOKs haben biosimilares Filgrastim ausgeschrieben – morgen früh läuft die Frist für die Angebotsabgabe ab. Für Bork Bretthauer, Geschäftsführer des Branchenverbands Pro Generika sind solche Ausschreibungen „das völlig falsche Signal“. Sie gefährdeten die Zukunft für Biosimilars – dabei sei unser Gesundheitssystem bald mehr denn je auf diese angewiesen.

Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel sind teuer. Erst wenn sie aus dem Patent laufen, können die Krankenversicherungen auf Entlastung hoffen – dank Biosimilars. Da ab 2014 erstmals mehr Biopharmazeutika patentfrei werden als chemische Wirkstoffe, sollten die Kassen ein Interesse an einem lebhaften Wettbewerb im Bereich dieser High-Tech-Arzneimittel haben.

„Ohne Biosimilars gibt es keinen Wettbewerb, ohne Wettbewerb keine Einsparungen bei den Arzneimittelausgaben der Krankenkassen“, betont  Bretthauer. Ausschreibungen zielten jedoch „ausschließlich auf Tiefstpreise und gefährden damit die Zukunft der Biosimilars“. Schließlich sind Nachahmerpräparate von Biopharmazeutika nicht mit normalen Generika zu vergleichen. Biosimilars zu entwickeln, ist langwierig und kostenintensiv. Bis zu 200 Millionen Euro könne die Entwicklung eines Präparates kosten, so Bretthauer. Diesen risikoreichen Prozess könnten nur wenige Hersteller aus eigener Kraft finanzieren. Umso mehr seien die Hersteller auf den Erfolg der Biosimilars angewiesen – nur dann könnten sie auch zukünftig die Entwicklungen biopharmazeutischer Arzneimittel stemmen, so Bretthauer.

Ein weiterer Kritikpunkt von Pro Generika: Ausschreibungen nähmen Biosimilar-Herstellern die Möglichkeit, Ärzte über ihre erklärungsbedürftigen Präparate aufzuklären. Wenn Ärzte aber nicht umfassend informiert seien, wie sie sich bei gleicher Qualität im Sinne der Krankenkassen wirtschaftlich verhalten können, schädigten sich die Krankenkassen am Ende selbst.

Die Hemmnisse für Biosimilars seien hierzulande bereits ohne Ausschreibungen hoch, moniert man bei Pro Generika weiter. Dies zeigten die noch immer vergleichsweise geringen Marktanteile von Biosimilars, die schon länger im Markt sind. „Die Krankenkassen sollten mit darüber nachdenken, wie wir den Biosimilars in Deutschland gemeinsam den Weg ebnen, statt ihnen weitere Steine in den Weg zu legen“, resümiert Bretthauer.

  


Kirsten Sucker-Sket


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