Elektronische Medikationskarte

ordermed-Apotheken wollen Medikation checken

Berlin - 23.09.2013, 15:53 Uhr


Ordermed setzt auf den Medikationscheck: Alle interessierten Kunden einer ordermed-Partner-Apotheke können ihre verordneten und selbst gekauften Arzneimittel ab November mithilfe einer „Medikationskarte“ speichern und auf Wechselwirkungen überprüfen lassen. Der Startschuss soll von einer großangelegten Werbekampagne in den Medien des Axel-Springer-Verlags begleitet werden.

Bekanntlich ist Ärzten häufig nicht klar, was ein Patient von einem anderen Arzt verordnet bekommt und was er im Wege der Selbstmedikation dazukauft. Problematische Wechselwirkungen sind keine Seltenheit - dabei könnten sie durchaus vermieden werden.

Auch die Politik hat erkannt, dass ein gutes Medikationsmanagement hier helfen kann. Schon über die elektronischen Gesundheitskarte (eGK) sollte die Arzneimittelhistorie gespeichert werden, um Interaktionschecks durchführen zu können. Doch die eGK ist noch nicht so weit, wie die Politik es sich einst gedacht haben mag. Bei ordermed will man nun nicht länger warten und prescht voran. Das Unternehmen verspricht: Die neue elektronische Medikationskarte bringe alle Vorteile der seit Jahren geplanten eGK – nicht aber ihre Nachteile. Vor allem sei bei der Medikationskarte „nur der Versicherte der Bestimmer über seine Daten“.

Laut ordermed sind es derzeit 700 Apotheken, die sich an der neu ausgerufenen Initiative beteiligen. Sie alle bieten ihren Kunden ein neues Online-Medikationscenter an. Dies alles geschieht über www.ordermed.de. Hier müssen sich die Patienten zunächst registrieren und ihre „Lieblings-Apotheke“, eine ordermed-Apotheke, angeben. Dann können sie selbst alle Angaben zu ihren Medikamenten hinterlegen – mit wenigen Klicks, wie ordermed verspricht. „Alle in Deutschland verfügbaren Medikamente sind in unsere Datenbank eingepflegt, ebenso die Kontaktdaten von 140.000 Ärzten und Praxen“, erklärt ordermed-Geschäftsführer Markus Bönig. Das Medikationscenter erkenne die Präparate über ihren Namen oder ihre Artikelnummer, die PZN oder – per Handy-App – auch über den Barcode auf der Packung oder das Foto.

Wer angemeldet ist, erhält die scheckkartengroße Medikationskarte, auf die ein Sicherheitscode und QR-Code aufgedruckt ist. Über diesen können die Daten jederzeit für Apotheke und Arzt verfügbar gemacht werden. Jedenfalls dann, wenn der Versicherte dies möchte. Neben den persönlichen Daten und der Medikation kann noch mehr gespeichert werden. So etwa Informationen über Vorerkrankungen, Allergien oder Hilfsmittel sowie zu benachrichtigende Verwandte oder die Daten des Hausarztes. All diese Angaben können vom Karteninhaber – und falls erforderlich mithilfe des Apothekers, Arztes oder anderer Personen – online geändert werden.

Auf Grundlage dieser Daten prüft der Apotheker sodann mit seinen „Profi-Analyse-Systemen“, ob die angegebenen Medikamente sich miteinander vertragen. Der Patient oder die ihn pflegenden Personen erhalten einen vollständigen und stets aktualisierten Medikationsplan, verspricht ordermed. Zudem lassen sich mit der Medikationskarte elektronische Rezeptbestellungen beim Arzt und Medikamentenbestellungen bei der Apotheke auslösen. Für die Apotheke sei damit eine Reichweitenberechnung und eine automatische Erinnerungsfunktion des Versicherten sowie die Kopplung an die eigene Warenwirtschaft möglich, heißt es.

Die Kosten für den Patienten belaufen sich auf 1,60 Euro monatlich für die elektronische Medikationskarte. „Die Kosten können von der Apotheke, dem Patienten, oder auch von seiner Krankenkasse übernommen werden“, so die Anregung von ordermed. Apotheken müssen jedenfalls hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung keine Kosten fürchten – ein Computer mit Internetanschluss reiche, Lesegeräte, wie sie die eGK erfordere, seien nicht nötig. Dafür fallen im Regelbetrieb monatliche Kosten von 53 Euro an. Wird dem Patienten zusätzlich die Funktion der elektronischen Rezeptbestellung ermöglicht, ergeben sich weitere Packungstransaktionskosten von 0,50 Euro pro abgewickelter Rx-Packung.

Ab dem 1. November wird die Medikationskarte im Rahmen einer groß und langfristig angelegten Werbekampagne in den Zeitschriften, Zeitungen und Portalen der Axel Springer AG der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Ein gewisser Druck auf Apotheken, die nicht bei ordermed sind, lässt sich nicht verhehlen. „Interessierte Apotheker sollten sich rechtzeitig registrieren, um als Lieblings-Apotheke ausgewählt werden zu können“, heißt es seitens des Unternehmens.


Kirsten Sucker-Sket