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Genetik
„Männliches“ X-Chromosom
Eine aktuelle Sequenzierung des X-Chromosoms von Männern führte zu überraschenden neuen Erkenntnissen. Es ist „männlicher“, als bisher angenommen wurde.
Das X-Chromosom gilt als „weiblich“, weil Frauen in ihrem Chromosomensatz zwei davon besitzen, Männer aber nur eins und dafür noch ein Y‑Chromosom, das den Frauen fehlt. Nach dem „Gesetz“ des japanischen Genetikers Susumu Ohno ändern sich X-Chromosomen von Säugetieren nicht im Laufe der Evolution, weil Individuen mit einer Mutation nicht lebensfähig wären. Diese Lehrmeinung ist nun widerlegt, denn Genetiker in Cambridge bei Boston wiesen nach, dass nur knapp 95 Prozent der Gene auf dem X-Chromosom der Maus und des Menschen identisch sind – offensichtlich eine Folge der Evolution. Zudem sind beim Mann einige Gene vom Y- auf das X-Chromosom übergesprungen.
Dritte Überraschung: Viele Gene des X-Chromosoms werden beim Mann nur in den Samenzellen exprimiert und spielen eine Rolle bei der Produktion von Sperma, was zweifellos eine exklusiv männliche Angelegenheit ist.
Quelle: Mueller JL, et al. Independent specialization of the human and mouse X chromosomes for the male germ line. Nature Genetics 2013; 45: 1083 –1087.
Stuttgart - 15.10.2013, 17:32 Uhr