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Psychotherapeuten kritisieren G-BA-Chef
Hecken: Bier statt Psychotherapie
Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), meinte, nicht jeder benötige einen Psychotherapeuten, eine Flasche Bier reiche manchmal auch. Mit diesem Ausspruch machte sich der wohl mächtigste Mann im Gesundheitswesen keine Freunde. Die Psychotherapeuten sind konsterniert. Sie kritisieren, dass Hecken damit keine Neutralität zeige.
Wie der Nachrichtendienst Spiegel online berichtet, liege ihm das Protokoll der öffentlichen Sitzung des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen vor, in dem Josef Hecken sein Bierzitat geäußert hat. Hecken bestreitet seine Äußerung nicht, sie sei allerdings „unglücklich, weil missverständlich“. Sein Ausspruch ist, so zeige es das Sitzungsprotokoll, im Zusammenhang mit Forderungen nach mehr Kassensitzen für Psychotherapeuten gefallen.
Hecken lässt auf Nachfrage von Spiegel online wissen, dass er „als Privatperson nicht jede Befindlichkeitsstörung wie zum Beispiel gelegentliche Einschlafprobleme als krankhaften und sofort behandlungsbedürftigen Zustand ansehe, sondern mir dann manchmal als altes und überliefertes Hausmittel eine Flasche erwärmten Bieres hilft“. Es liege ihm fern, psychische Erkrankungen zu verharmlosen oder Alkoholgenuss als Alternative zu psychotherapeutischer Behandlung zu bezeichnen.
Die Psychotherapeuten allerdings sehen hinter Heckens Zitat mehr als einen Ausrutscher. Es gehe hier um schwer depressive Patienten, die zum Teil Monate auf einen Therapieplatz warten. Mit der Bierflaschen-Metapher bagatellisiere Hecken die Not der Patienten. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung, Dieter Best, findet besonders bedenklich: Hecken lasse mit diesem Ausspruch erkennen, dass er den ungehinderten Zugang von Patienten zur Psychotherapie – ohne vorherige ärztliche Kontrolle – für falsch halte. Best dazu: „Er ist der unparteiische Vorsitzende des G-BA und zur Neutralität verpflichtet. Und das ist nicht neutral.“
Josef Hecken ist auch den Apothekerinnen und Apothekern noch in unguter Erinnerung. Als saarländischer Gesundheitsminister erteilte er 2006 der niederländischen Kapitalgesellschaft DocMorris die Betriebserlaubnis für eine Filialapotheke in Saarbrücken – im Widerspruch zum deutschen Apothekenrecht. Auch in diesem Fall kamen massive Zweifel an Heckens Neutralität auf
Berlin - 07.11.2013, 13:17 Uhr