- DAZ.online
- News
- Gynäkologen zahlen für ...
Geschäfte mit Import-Arzneimitteln
Gynäkologen zahlen für Verfahrenseinstellung
Die Mehrheit der rund 600 Gynäkologen, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen des Handels mit Arzneien unter Umgehung von Apotheken läuft, ist dem Angebot der Staatsanwaltschaft Wuppertal, das Verfahren gegen Geldleistungen einzustellen, nachgekommen. Etwa 450 sind dem Angebot bereits gefolgt. Insgesamt 1,6 Millionen Euro wurden überwiesen.
Die Frauenärzte sollen Patientinnen das in Deutschland nicht zugelassene Empfängnisverhütungsmittel Depocon® (Pfizer) unter Umgehung von Apotheken verkauft haben. Betriebe aus Spanien, Zypern und England hatten die deutschen Ärzte angeschrieben und die in Deutschland nicht zugelassene Injektionssuspension mit dem Wirkstoff Medroxyprogesteronacetat angeboten. Weil Depocon® günstiger ist als die entsprechende in Deutschland zugelassene Drei-Monats-Spritze, bestellten die Gynäkologen das Präparat. Ein Logistikunternehmen aus Remscheid lieferte es.
Die Staatsanwaltschaft Wuppertal leitete gegen 611 Frauenärzte ein Ermittlungsverfahren ein. Es stellte sich heraus, dass acht nur erlaubte Produkte über das Logistikzentrum bestellt hatten. Zehn weitere waren bereits altersbedingt verstorben. Den übrigen 593 Gynäkologen bot die Staatsanwaltschaft daraufhin an, das Verfahren gegen Geldleistung einzustellen (§ 153a StPO) – und zwar gegen Zahlung in Höhe von ⅔ des jeweiligen Warenwerts, durchschnittlich zwischen 3.000 und 10.000 Euro. 450 von ihnen kamen diesem Angebot inzwischen nach.
Ob die übrigen 143 Frauenärzten ebenfalls zahlen werden oder ob es doch noch zu einem gerichtlichen Strafverfahren kommen wird, bleibt weiter abzuwarten. Einige Gynäkologen machen offenbar ihre Sprechstundenhilfen verantwortlich. „Ich sehe das nicht recht ein“, wird eine Gynäkologin von Spiegel Online zitiert. Sie habe ja nicht gewusst, bei wem ihre Arzthelferinnen, die für die Bestellungen zuständig gewesen seien, die Spritzen geordert hätten. Sie selbst habe nicht bemerkt, dass die Ware aus dem Ausland kam.
Berlin - 28.11.2013, 11:13 Uhr