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OTC-Switch der „Pille danach“
Montgomery: Apotheker überschreiten Grenze
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will an der Rezeptpflicht der „Pille danach“ festhalten. Neben deutlicher Kritik von mehreren Seiten erhält er für diese Einstellung auch Unterstützung – und nicht nur aus der eigenen Fraktion: Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, springt ihm ebenfalls zur Seite. „Die Beratung in der Apotheke, die halte ich nicht für ausreichend“, erklärte er im Deutschlandfunk. Die Apotheker überschritten damit eine Grenze.
„Ich möchte nun meinen akademischen Freunden von der Pharmazie nicht weh tun, aber ich glaube, da überschreiten sie doch eine Grenze“, sagte Montgomery im Telefoninterview. „Die Beratung in der Apotheke, die halte ich nicht für ausreichend, die halte ich überhaupt nicht für suffizient.“ Zweifel äußert er auch beim Thema Diskretion: „Stellen Sie sich mal vor, Sie lassen sich da am Counter eines Apothekers in Fragen der Sexualität beraten. Ich halte das für einen nicht klugen Vorschlag.“
An der Rezeptpflicht für die „Pille danach“ will Montgomery nach eigenem Bekunden nicht aus pharmakologischen oder chemischen Gründen festhalten. Die Einstellung rühre auch nicht daher, dass sich die Ärzteschaft nicht das Geschäft aus der Hand nehmen lassen wolle, betonte der BÄK-Präsident. „Das hat damit wirklich überhaupt gar nichts zu tun, weil das ist eine verschwindende Anzahl von Besuchen, die auch zum großen Teil in Notfallambulanzen von Krankenhäusern geschehen und Ähnliches. Das ist wirklich überhaupt nicht unser Argument.“
Stattdessen verweist er darauf, dass in Deutschland ein gut funktionierendes System ärztlicher Beratung existiere. „Wir finden das sehr gut, dass gerade sehr junge Menschen, gerade junge Mädchen durch den Zugang zum Arzt Beratung bekommen, wie man so was auch für die Zukunft verhindert, und nicht einfach nur eine Pille in der Apotheke kaufen.“ Zudem sei Ulipristalacetat das „wesentlich bessere Medikament“, es wirke auch bei höherem Körpergewicht und etwas später noch sicherer. Nicht zuletzt würde die LNG-Freigabe dazu führen, dass das Präparat in Deutschland beworben werden dürfte, warnt Montgomery: „Und dann würden wir in Zukunft in den Hochglanzbroschüren wahrscheinlich Werbung für Levonorgestrel sehen.“ Das sei nicht vernünftig.
Das Interview nachlesen oder anhören können Sie hier.
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Berlin - 11.02.2014, 11:04 Uhr