Nach Polen zum Arzt oder ins Krankenhaus

Basis für die Liberalisierung ist die nationale Umsetzung der EU-Patientenrichtlinie (2011/24/EU). Sie bezieht sich auf grenzüberschreitende medizinische Leistungen und deren Erstattung durch Krankenkassen und Gesundheitsfonds des Landes, aus dem der Patient stammt. Mitte März hat die polnische Regierung den Weg hierfür mit einem knappen halben Jahr Verspätung frei gemacht.

Nach den neuen Bestimmungen wird der polnische Gesundheitsfonds Narodowy Fundusz Zdrowia (NFZ) nach zuvor erteilter Genehmigung die Kosten für mehrere, eigens aufgelistete Behandlungsarten im Ausland erstatten. Aus Furcht vor einer Kostenexplosion werden die Gesamtausgaben hierfür jedoch vorläufig noch gedeckelt.

Von der Marktöffnung sollen aber auch die medizinischen Einrichtungen vor Ort profitieren. Im Jahr 2012 ließen sich bereits schätzungsweise 330.000 ausländische Patienten in Polen behandeln. Die Ausgaben dafür beziffert GTAI auf 900 bis 950 Millionen Zloty (ca. 215 bis 227 Millionen Euro). Sie kamen hauptsächlich aus Deutschland, Großbritannien und Skandinavien und lobten die gute Qualität zu moderaten Preisen. In den Kliniken im grenznahen Stettin stammten sogar nur 40 Prozent der Patienten aus Polen, 35 Prozent aus Deutschland, 15 Prozent aus Skandinavien und weitere 10 Prozent aus UK.

Nun soll noch eine Schippe draufgelegt werden: An einem Förder- und Werbeprogramm für Medizintourismus, das das polnische Wirtschaftsministerium im Herbst 2013 aufgelegt hat, nahmen bereits 40 Gesundheitseinrichtungen teil, darunter Krankenhäuser, Spezialkliniken, Sanatorien, Wellness- und Spa-Einrichtungen und Vermittlungsbüros. Ihren Vertretern soll ein Großteil der Reisekosten erstattet werden, wenn sie sich ins Ausland aufmachen, um weitere Patienten für eine Behandlung in Polen zu gewinnen.

Quelle: Germany Trade and Invest (GTAI), Mitteilung vom 31.03.2014