Forschende Pharma-Unternehmen

Innovations-Fluss bald eingedämmt?

Berlin - 20.06.2014, 14:54 Uhr


Das seit 2011 geltende AMNOG hat bereits zu sieben Marktrücknahmen von neuen Arzneimitteln geführt. Zum 1. Juli werden weitere Rücknahmen folgen – diesmal von Arzneimitteln, die schon seit 2007 zugelassen sind. Der Verband forschender Pharma-Unternehmen fürchtet: „Der Fluss der Innovationen in Richtung der Patienten in Deutschland könnte schon bald eingedämmt sein.“

Die Gliptine waren die erste und einzige Wirkstoffgruppe, die einer Bestandsmarktbewertung unterzogen wurden. Jetzt findet ein Abverkauf der beiden Novartis-Produkte statt – rund zwei Monate bleiben Patienten und Ärzten für die Umstellung auf ein anderes Präparat. Auch Sanofi gab bekannt, mit seinem bereits zum 1. April 2014 aus dem Vertrieb genommen GLP-1-Rezeptoragonisten Lyxumia® (Lixisenatid) nicht auf den Markt zurückzukommen, nachdem die Schiedsstelle nun einen Erstattungsbetrag für das Präparat festgesetzt hat.

Für den vfa ist dies eine kritische Entwicklung. Das AMNOG hake spürbar. Es seien vor allem drei Dinge, die Probleme machten, so der Verband. Zum einen würden in den Bewertungsverfahren oft Nutzenbelege gefordert, die so kurz nach Markteinführung noch gar nicht vorliegen könnten. Zum anderen blieben positive Studienergebnisse oft aus formalen Gründen unberücksichtigt. Und überdies würden die Medikamente mit preiswerten Generika verglichen – und auch bei geringem Zusatznutzen wollten die Kassen für sie nicht mehr zahlen als für Generika. Ein Unternehmen, das darauf eingehe, bringe es jedoch um die Möglichkeit, seine Investitionen in Forschung und Entwicklung zu refinanzieren.

Weiterer Preisdruck entstehe, weil der G-BA „offenkundig“ versuche, die Zahl der Patienten, für die ein Zusatznutzen herausgearbeitet werde, klein zu halten. Und je kleiner die potenzielle Patientenzahl sei, desto niedriger sei die Preisvorstellung der Kassen in den Erstattungsbetragsverhandlungen. Der vfa fordert daher, sicherzustellen, „dass die Nutzenbewertung wirklich ausschließlich – wie gesetzlich verlangt – medizinischen Kriterien folgt und von Kostenerwägungen zunächst getrennt erfolgt“. Der Verband verweist darauf, dass Marktrücknahmen für Firmen nur die Ultima Ratio sein könnten. Aber es sei notwendig, zu kalkulieren, ob sie ihr Produkt zum erwarteten Preis hierzulande noch wirtschaftlich vermarkten könnten. Dabei müssten sie bedenken, dass der niedrige deutsche Erstattungsbetrag Preissenkungen in anderen Ländern zur Folge hat.


Kirsten Sucker-Sket


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