Forschungs-Zwischenbericht

300 Medikamentenstudien in der DDR

Berlin - 30.06.2014, 09:51 Uhr


Im Auftrag westlicher Pharmahersteller sind in der DDR rund 300 Medikamentenstudien durchgeführt worden. So lautet das Zwischenergebnis einer Forschergruppe, die das Thema unter Federführung der Berliner Charité untersucht. Zuvor hatten Zahlen von 400 bis 600 Studien im Raum gestanden.

70 weitere Prüfungen sind dem Bericht zufolge als „mögliche Studien“ einzuordnen: Zu ihnen gibt es eine archivalische Überlieferung, aber es fehlt der Nachweis der Durchführung. Die Forscher durchforsteten Krankenhausakten, lasen Berichte der Arzneimittelhersteller und befragten Zeitzeugen. Außerdem arbeiteten sie sich durch 15.000 Akten-Seiten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) sowie Unterlagen von Bezirks- und Kreisdienststellen.

Die Arzneimittelforschung sei von Anfang an von der Stasi observiert worden, heißt es in dem Zwischenbericht. Damit sollte nicht nur die reibungslose Abwicklung der westlichen Aufträge gesichert werden. Es sei auch um Kontrolle und Überwachung vermeintlicher politischer Gegner gegangen. Zudem sollte die Flucht von Ärzten verhindert werden. Laut dem Bericht gaben nicht nur pharmazeutische Unternehmen aus der Bundesrepublik, sondern auch aus Westeuropa sowie außerhalb Europas Prüfungen in der DDR in Auftrag.


dpa/DAZ.online